"Da bekomme ich den Kopf durchgeblasen"

KÖLN. Weil Showmaster Harald Schmidt ein Jahr Kreativpause einlegte, blieb seinem treuen Gefolgsmann, Redaktionsleiter und Gegenredner ("Sidekick") Manuel Andrack, endlich Zeit, ein Buch zu schreiben. "Du musst wandern" erscheint in den nächsten Tagen. Der TV sprach mit Andrack über seine Trierer Wurzeln, das Wandern, die Eintracht und über das Show-Geschäft.

Ein Jahr Kreativ-Pause - was haben Sie gemacht? Andrack: Ich bin mit dem Chef auf Tour quer durch Deutschland gegangen. Schmidt will übrigens auch mal nach Trier kommen. Dann habe ich mein Buch "Du musst wandern" geschrieben und stelle gerade ein zweites Buch über den 1. FC Köln fertig. Ich war in dem Jahr auch Hausmann, was meine Frau sehr entlastete. Sie ist künstlerisch tätig.Wie kamen Sie dazu, ein Buch über das Wandern zu schreiben?Andrack: Wandern bedeutet mir sehr viel. Beim Wandern ist man in Bewegung und der frischen Luft. Im Unterschied zum Joggen ist es auch angenehmer, nicht so hektisch. Man bekommt dabei den Kopf durchgeblasen. Ich plädiere in meinem Buch für die deutschen Mittelgebirge. Man muss nicht auf die kanarischen Inseln, um zu wandern. In der Eifel und in der Trierer Gegend zum Beispiel gibt es noch viele spannende Landschaften zu entdecken. Außerdem ist Wandern die einzige Sportart, bei der man in der Halbzeit ein Steak essen und zwei, drei Bier trinken kann. Joggen wird auf Dauer öde. Wandern ist viel abwechslungsreicher und außerdem wird es ein Mega-Trend in der Zukunft, da bin ich ganz sicher.Welche Bahnstrecke von Köln nach Trier bevorzugen Sie, die Moselstrecke oder die Eifelbahn?Andrack: Das ist eine schwierige Frage. Die Moselstrecke ist echt super und landschaftlich schön. Aber ich finde die Eifelstrecke gemütlicher. Von der Eifelstrecke aus kann ich den Kylltalradweg erreichen. Der ist auch Spitze. Ein sensationeller Radweg, der sehr zu empfehlen ist. Die Moselstrecke nehme ich eher für den direkten Weg nach Trier. Was macht den besonderen Reiz von Trier für Sie aus?Andrack: Erstmal: Es liegt um die Ecke. Trier wird ja nicht umsonst das größte Dorf der Eifel genannt. Außerdem habe ich in Trier Wurzeln, denn meine Vorfahren stammen aus der Stadt. Von Kindesbeinen an habe ich eine besondere Beziehung zur Stadt, da wir regelmäßig meine Großeltern in Trier besucht haben. Es ist wirklich eine Superstadt. Alles ist in Fußnähe zu erreichen und es herrscht eine sehr gute Atmosphäre in Trier. Nach einem Fußballspiel im Moselstadion waren wir im Maarviertel ein paar Bier trinken. Da gibt es urige Kneipen - und urige Typen. Stammen Ihre Eltern aus Trier?Andrack: Ja, meine Großeltern hatten ein "Füllfederhalterspezialgeschäft", zuletzt in der Sternstraße. "Kein Füller - geh' zu Andrack", war sein Werbespruch. Nach dem Krieg hatten die Leute wohl keine Füller mehr und das Geschäft boomte. Was heute die Handy-Shops sind, waren damals wohl die Füller-Geschäfte.Sie sind Fußball-Fan. Im Mai spielt Köln gegen Trier. Wem wünschen Sie mehr Glück?Andrack: Ich bin überzeugter 1.FC Köln-Fan. Da es aber das drittletzte Spiel ist, gehe ich davon aus, dass der FC schon aufgestiegen ist. Ich denke mal, wir sind sowieso drin, und deshalb wünsche ich den Trierern alles Gute. Trier braucht ja noch ein paar Punkte. Als Kölner stehe ich allerdings zu Köln. Was halten Sie von Eintracht Trier?Andrack: Das war ein toller Erfolg bisher für die Eintracht, ein Verein, der bald 20 Jahre in der Versenkung verschwunden war. Ich habe mir übrigens das Spiel Eintracht-Osnabrück in der letzten Saison mit meinem Vater angeschaut. Da habe ich natürlich zur Eintracht gehalten. Die "supporte" ich sozusagen als "Zweitverein". Szenenwechsel: Wie beurteilen Sie Ihre Entwicklung in "Harald Schmidt" seit Januar?Andrack: Es lief granatenspitzenmäßig, um mit dem "Chef" zu sprechen. Ich bin jetzt Chefdramaturg, früher nannte man das Redaktionsleiter. Die Ideen kommen nach wie vor vom Chef. Ich bin sein Sidekick und sein Partner. Es gab Kritik über Anlaufprobleme...Andrack: Das sind Schwarzmaler und "Früher war alles besser"-Sager. Klar war es eine Umgewöhnung. Das Studio ist kleiner geworden und wir senden zwei Mal pro Woche statt fünf Mal. Ich finde mich in einen neuen Rhythmus rein. Die Beziehung zum Chef ist wie immer. Wir sehen uns als Digestif des Abends. Wenn wir länger senden würden, müssten wir wieder Gäste reinnehmen, und das ist nicht geplant. Wir haben uns zurecht gerumpelt. Und ich glaube, das Publikum musste sich auch zurecht rumpeln und das neue Format erst mal kennen lernen. Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Partnern aus der alten "Harald-Schmidt-Show"?Andrack: Helmut treffe ich manchmal. Zu Suzana habe ich keinen Kontakt mehr, Sven ist jetzt bei "TV total". Das war immer ein professionelles Verhältnis. Wir waren nicht privat unterwegs und jeden Abend nach der Sendung einen trinken gegangen, wie manche heute noch meinen. Ihre Pläne für die Zukunft?Andrack: Ich glaube, im Show-Geschäft kann man kaum höher kommen. Es ist ein besonderes Privileg, mit dem besten Showmaster Deutschlands zu arbeiten. Durch die Kreativpause im vergangenen Jahr konnte ich die beiden Bücher schreiben, die mir wichtig waren. Jetzt konzentriere ich mich auf die neue Show. Darüber hinaus habe ich noch keine Pläne. Ich lass' das alles auf mich zukommen. Und ich habe natürlich noch viele Wanderungen in Deutschland vor mir.*Mit Manuel Andrack sprach unser Redakteur Hans-Peter Linz Das Buch von Manuel Andrack wird im Wochenend Journal in dieser Ausgabe vorgestellt. hpl/mar

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