Damals, nach der Postmoderne

In jedem Monat präsentiert TV-Reporter Andreas Feichtner seine Konzert-Empfehlungen. Im September reizt ihn der "Post-Rock".

Trier. (AF) Ja, ich bin dagegen! Gegen den Irrsinn, ständig mit englischen Begriffen um sich zu werfen, nur weil das vermeintlich cooler - ähm: kühler - sein soll. In Einzelfällen benutzt man aber doch besser den englischen (Fach-)Ausdruck. Sonst müsste man die "offizielle" Bezeichnung einer gar nicht mal unspannenden Musikrichtung etwa so ins Deutsche übersetzen: "Auf-die-Schuhe-Starren." Nichts anderes heißt "Shoe gazing". Eine vor allem in den 90ern angesagte Stilrichtung (My Bloody Valentine, Ride, Spaceman 3 etc.) mit Hang zu dichten, atmosphärischen Gitarrenwänden. Und Gitarristen, die viel Zeit mit ihren Effekt-Pedalen unter den Sohlen verbringen konnten. Daher der Name. Was das mit heute zu tun hat? Einiges. Ohne "Shoegazing" gäbe es heute wohl kein Genre namens "Post-Rock". Das kommt vom lateinischen post für "hinter, nach" und hat ähnlich wie die gute, alte Postmoderne wenig mit Briefträgern zu tun. Heißt: Postrock-Bands haben mit den typischen Song-Strukturen im Rock und Pop eher wenig am Hut. Live kann das dann ausgesprochen hypnotisch sein: Langsamer Aufbau, dichter Sound, wenig oder kein Gesang, Mut zum Brachialen. Mogwai haben das in der Region schon öfter bewiesen. Im September kommt mit der amerikanischen Band Explosions in the Sky eine echte Postrock-Größe nach Esch (8. September, Rockhal). Atmosphärisch wird es auch bei Archive (20. September, Rockhal).

Zu viele Sparten, einst erfunden von durchgeknallten Musik-Schreibern? Da mache ich es mir bei Sängerin und Pianistin Tori Amos ("Cornflake Girl") einfacher: Das mag man unter Pop ablegen. Live zu erleben am 18. September im "Atelier".

Klein und fein: Im Trierer Exhaus gibt's wieder jede Menge Konzerte jenseits des Mainstreams - kann man nicht genug würdigen. Zwei Empfehlungen: Pompeii machen geschmackvollen Indie-Pop - nicht nur für Fans von Death Cab for Cutie (30. September). Spannend hört sich auch an, was Astronautalis macht, das Projekt von Andy Bothwell. Zutaten: Indie-Rock, etwas Elektronik, Hip Hop (22. September).

Zugabe!

4.9. Macy Gray (Den Atelier), 10.9. Ralph Brauner (Trier, Variete Chat Noir), 15.9. Fleet Foxes (Neo-Folk, Atelier/Lux), 17.9. Moe Provencher (Songwriter, Chat Noir), 18.9. Selig (Rockhal/am 14.9. in Köln), 19.9. Aynsley Lister (Blues-Rock, Ducsaal Freudenburg).

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