Barockmusik Ein Hauch von Weihnachten

Trier · Das GAP-Ensemble schafft mit Barockmusik Adventsstimmung für 160 Zuschauer im Kurfürstlichen Palais Trier.

 Das GAP-Ensemble: (v.l.) Emilio Percan (Barockvioline), Luca Quintavalle (Cembalo) und Klaus-Dieter Brandt (Barockcello).

Das GAP-Ensemble: (v.l.) Emilio Percan (Barockvioline), Luca Quintavalle (Cembalo) und Klaus-Dieter Brandt (Barockcello).

Foto: TV/Martin Möller

Da sage noch einer, Barockmusik sei langweilig. Im Kurfürstlichen Palais Trier demonstrierte das GAP-Ensemble vor 160 Besuchern, wie spannend Kompositionen des 17. und 18. Jahrhunderts sein können. Gleich zu Beginn der ersten „Rosenkranz-Sonate“ von Heinrich Ignaz FranzBiber („Mariae Verkündigung“) bauen Cembalist Luca Quintavalle, Cellist Klaus-Dieter Brandt und Geiger Emilio Percan einen Klang-Kumulus auf, dessen Wucht den Atem verschlägt. Marias freudiges Erschrecken angesichts der himmlischen Botschaft wird fast körperlich spürbar.

Ob Vivaldis einfallsreiche Violinsonate, ob Domenico Scarlattis feingliedrige Hirtenmusik für Cembalo solo oder die anonyme Cellosonate – Langeweile ist bei diesen drei exzellenten Interpreten ausgeschlossen. Sogar der eher klassizistisch-gemäßigte Stil von Ensemble-Namensgeber Giovanni Antonio Piani (1678-1760) bleibt frei von Eintönigkeit. Es ist wie Theater mit Klängen: ungemein farbenreich, bis ins Detail ausgearbeitet und dabei von einer sensationellen Präsenz.

Da musiziert Geiger Percan mit einer Klangfarben-Fülle sondergleichen und bringt dazu gleich drei unterschiedlich gestimmte Instrumente mit eigenständigem Klangcharakter mit. Da gibt Cellist Brandt der Basslinie so viel Sanglichkeit mit, dass sich zwischen ihm und dem Geiger-Kollegen ein echtes, ausgewogenes Duett entwickelt. Und Cembalist Quintavalle profiliert sich mit Nebenstimmen und einfallsreichen Übergängen und macht aus der Scarlatti-Solosonate ein feingliedriges Klang-Kunstwerk.

Keine Frage: die Parallelen zur barocken Bild- und Baukunst sind offensichtlich. Architektur und Malerei und auch die Musik – sie sollen die Zuschauer ergreifen, aufrütteln, erschüttern und die Theorie kirchlicher Lehre in die Praxis religiösen Erlebens umsetzen. Wie schön, wenn ein Ensemble diese Vorgaben so eindringlich umsetzt.

Auf das fatale Klischee von Barockmusik und Kerzenschein hat sich die veranstaltende Villa Musica gar nicht erst eingelassen. Aber in der Musik ist das Christfest immer wieder präsent: Das herrlich zärtliche Siciliano in Vivaldis Violinsonate ist weihnachtlich. Und Biber breitet in seinen Sonaten die Weihnachtsthematik plastisch aus. Aber egal, welche Komposition – immer ist die Interpretation sensibel austariert, verbindet Virtuosität und Lyrik, Sonorität und Beweglichkeit. Und über allem liegt ein Hauch von Weihnachten.

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