Das Gelbe vom Ei

Es gibt ein paar Dinge, in denen wir Deutsche nicht ganz so gut sind. Zum Beispiel, wenn es um schwarzen, respektlosen oder anarchischen Humor geht. Aber dafür haben wir zum Glück die Österreicher. Derzeit angesagtester Export aus dem Land von Inspektor Kottan, Ludwig Hirsch und Helmut Qualtinger: Die "Mnozil Brass".

 Sieben Herren, die alles andere als Trübsal blasen: Die Mnozil Brass aus Wien. Foto: Moselfestwochen

Sieben Herren, die alles andere als Trübsal blasen: Die Mnozil Brass aus Wien. Foto: Moselfestwochen

Wie schafft man es, das hochwohlgeborene Feuilleton aller Schattierungen derart auf Linie zu bringen? "Atemberaubende, perfektionierte Sponanität" diagnostiziert die Süddeutsche, "vortreffliche Virtuosität", jubiliert die FAZ, "ein fulminanter Spaß mit Charme, Eleganz und grandioser Fertigkeit", tiriliert der Spiegel, "ein irrwitziges Spektakel, eine echte Mordsgaudi", triumphiert die WAZ. Die Wunderknaben, die solch kollektive Lobhudelei auf sich ziehen wie Paris Hilton die Paparazzi, kommen aus Wien und haben sich schon bei der Gründung einen Namen gegeben, der eine Karriere nördlich des Praters eigentlich ausschließt: "Mnozil Brass", benannt nach dem Namen der Gaststätte, in der sich sieben Musikstudenten regelmäßig nach den Vorlesungen trafen, um die musikalische Welt im Spiegel ihrer mehr oder minder blank geputzten Blasinstrumente zu betrachten.Dabei entstand eine Mischung aus Entertainement, Kabarett und hochklassiger Brass-Musik, garniert mit jenem morbiden Humor, der nur im Umfeld des Wiener Zentralfriedhofs gedeiht. Programm für Programm arbeitete man sich nach vorn, bis mit der satirischen Operette "Das Trojanische Boot" 2005 der Durchbruch kam. Das Auftragswerk für Jürgen Flimms Ruhrtriennale schlug ein wie die Streitaxt des Odysseus - und bescherte der Combo weltweite Auftritte vor vollen Häusern nebst dem eingangs skizzierten kollektiven Entzücken der Fachwelt.Nun hat man die Begeisterungswelle genutzt, um das Schönste aus den Programmen der letzten 15 Jahre zu einem "Best of" unter dem Titel "Das Gelbe vom Ei" zu komprimieren. Damit gastieren die sieben Bläser auch am Freitag in Trier. Eine Woche später eröffnen sie übrigens - doch, wirklich - die Salzburger Festspiele. Freitag, 20. Juli, 21 Uhr, Innenhof Kurfürstliches Palais. Bei Regen Europahalle. Info: www.moselfestwochen.de. Karten in den TV-Servicecentern Trier, Wittlich, Bitburg.

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