Konzertkritik Das Hier und Jetzt genießen - Folkband Mighty Oaks spielt in Luxemburg (Fotos)

Luxemburg · Die Folkband Mighty Oaks hat ihre Fans in Luxemburg mit Songs des neuen Albums „All Things Go“ herausgefordert.

Das Hier und Jetzt genießen - Folkband Mighty Oaks spielt in Luxemburg
Foto: TV/Julia Nemesheimer

Was macht gute Livemusik aus? Wie genießt man die echte Musik am besten und was unterscheidet sie von einem Musikvideo bei YouTube? „Wenn Leute zu einem Konzert gehen, dann ist das für sie manchmal, als ob sie vor einem Bildschirm sitzen“, so Ian Hooper, Hauptsänger der Folk-Band Mighty Oaks, am Freitagabend im ausverkauften Kulturzentrum Rotondes in Luxemburg. „Sie schauen sich das an, nicken und denken sich ‚joa das ist ganz nett’ oder ‚das ist scheiße’. Aber Leute, das ist keine Einbahnstraße. Wir schauen auch euch an. Wir sehen eure Gesichter. Es ist ein Geben und Nehmen und wir brauchen euch, genauso wie ihr uns, damit wir einen guten Abend haben. Es ist egal, wenn ihr den Text nicht kennt. Singt einfach mit, deshalb sind wir hier!“ Er sagt das auf Englisch etwa in der Mitte des Konzerts, vor 300 Zuschauern.

Vor zwei Wochen haben die drei Wahlberliner Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders ihr drittes Album „All Things Go“ herausgebracht. Luxemburg ist die fünfte Station ihrer Europa-Tour, die sie in den nächsten vier Monaten an insgesamt 27 Orte und in 16 Länder bringen wird. Für Mighty Oaks, deren Lieder manche Leute vor allem über Stimmungs-Playlists bei Spotify oder über „Herbstgefühl“-Liedersammlungen bei YouTube hören, ist es essentiell heute Abend hier live bei ihren Fans zu sein. Gemeinsam die eigenen Lieder zu singen, sei das Beste am Musiker sein, so Hooper.

Doch die Fans wollen erst einmal nur die Augen schließen, mit den Füßen wippen und zuhören. Sieben der dargebotenen Songs sind Teil des neuen Albums. Darunter der Song „All Things Go“, der dem Album seinen Namen gibt, und der die unabwendbare Vergänglichkeit im Leben thematisiert. Das melancholische „Tell Me What You’re Thinking“ thematisiert passend zum Eingangsstatement, wie schwer es Menschen heute fällt, noch real miteinander zu kommunizieren und wie das Beziehungen beeinflusst.

So war es bei den Mighty Oaks in Luxemburg
30 Bilder

So war es bei den Mighty Oaks in Luxemburg

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Foto: TV/Julia Nemesheimer

Der Name der Band bedeutet zu Deutsch „Mächtige Eichen“. Manche Bands elektrisieren förmlich, sobald die Sängerin den ersten Ton anstimmt. Man stoppt das Gespräch, vergisst, dass man eben einen Schluck vom Bier nehmen wollte und hört aktiv zu. Das tut Mighty Oaks nicht, obwohl die drei Jungs charismatisch sind. Aber sie sind auch sehr ruhig. Was berührt, sind die Texte, die Ian Hooper selbst schreibt. Außerdem strahlen einige ihrer Songs sehr positive Vibes aus, klingen beruhigend und leicht. Die drei übereinanderliegenden Folk-Stimmen lassen bei den Zuschauern in Luxemburg am Freitagabend den Stress der Arbeitswoche abfallen. Und vielleicht muss Livemusik manchmal auch nicht mehr.

Ihr Durchbruch gelang der Band 2014 mit dem Top-10 Album Howl. Bei den bekannteren Songs aus den ersten beiden Alben, wie „Brother“ singen viele Zuschauer mit. Auch „Be With You Always“ und „So Low, So High“ kommen super an. Spätestens bei „Forget tomorrow“ lässt auch der letzte Zuschauer los. Der gebürtige Italiener Claudio Donzelli erzählt, dass er die Livemusik-Kultur in Luxemburg liebt und, dass er früher selbst schon mit seiner Akustik-Gitarre in der damaligen Bar Liquid gespielt hat.

Die reinste Form des Gesangs schenkt die Band ihren Fans am Ende mit „Aileen“. Zwei Western Gitarren, eine Mandoline und drei Männerstimmen musizieren um ein einziges Mikrophon herum. Und endlich vergessen die Zuschauer das Morgen, Instagram, YouTube und das gute luxemburgische Bier in ihrer Hand und sind einfach nur noch da. Live.

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