Holzschnitt Das Kunstwerk der Woche: „Kunst ist immer politisch“

Trier · Diese Woche stellen wir den schottischen Künstler Harry Morrison vor. Warum seine Katze als Kunstwerk die Internetseite des Wahl-Trierers ziert und welche Kunsttechnik er besonders mag.

 „Konsumkunst“

„Konsumkunst“

Foto: Harry Morrison

Es war eine sehr einsame Zeit“, erinnert sich Alexander Harry Morrison, wenn er an die Zeit der strengen Corona-Beschränkungen denkt. Mit Katze Lucy hat der Künstler, der  an der Hochschule Trier im Fachbereich Gestaltung Druckgrafik unterrichtet, die Zeit zu Hause verbracht. Eine selbstbewusste Partnerin, die sogar als Holzschnitt die Website des humorvollen Schotten ziert.

Überhaupt ist der Holzschnitt eine zentrale Technik in Morrisons künstlerischer Arbeit. „Im kraftvollen Holzschnitt merkt man noch den körperlichen Einsatz des Künstlers“, erklärt der Dozent. Spannend sei zudem die Auseinandersetzung mit dem lebendigen Werkstoff Holz“. Das vermittelt Morrison auch den Studierenden. Während der Pandemie war das allerdings nur online möglich. „Ich habe mir eine ganz neue Unterrichtsform ausdenken müssen“, erzählt der Grafiker. Wie anderswo traf man sich auch in Morrisons Lehrveranstaltungen  am Bildschirm in Videokonferenzen und -meetings. Dort wurde gemeinsam diskutiert und unterrichtet. Besuche der Druckwerkstatt der Hochschule waren hingegen nur einzeln möglich. Die Diskussionen am Bildschirm seien viel weniger lebendig und inspirierend  gewesen als in den herkömmlichen Kursen, berichtet Morrison.  Für ihn ist klar: „Die persönlich anwesende Gruppe ist wesentlich flexibler als jede Online-Veranstaltung“.

Gruppendynamik schätzt der Wahltrierer auch im Kollegenkreis. Während der Pandemie hat er eine Künstlergemeinschaft  namens PULP XIX gegründet. Wer die Arbeit des Wahltrierers verfolgt, weiß um seinen gesellschaftskritischen Ansatz. „Kunst ist immer politisch“, sagt der Druckgrafiker. Klar, dass sie dann auch verstören darf, hinterfragen  und auf Neues neugierig machen soll. All das tut Morrisons Kunst mit jenem herrlichen Humor der britischen Insel, der für Kontinentaleuropäer schon mal schwierig werden kann. So wie bei seiner Aktion „Konsumkunst“. Ein alter Kondomautomat wurde mit Mini-Kunstwerken bestückt, die man gegen Einwurf einer Zwei-Euro-Münze herausziehen konnte. Saisongerecht wurde das Sortiment angepasst. Als im ersten Lockdown Weihnachten ausfiel, ermöglichte der Automat jedem seinen eigenen Weihnachtsbaum zu ziehen in des Wortes doppelter Bedeutung.  Gegen Bezahlung warf der Apparat diesmal kleine Schachteln mit Erde und Bonsai-Samen aus. Für mehr Umweltbewusstsein  machte sich der Künstler beim Festival OpenArt Trier stark (der TV berichtete). Da wurde Morrison gleichsam zum Philosophen mit kosmologischem Weltbild, bei dem Mensch und Natur in der Umarmung eins und Bäume zu Bildträgern wurden.

Kontakt: originalmosel.com

Eva-Maria Reuther

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