Kunstwerk der Woche Vom kreativen Chaos zur neuen Ordnung

Künstler sind auf öffentli-che Räume angewiesen, in denen sie ihre Werke zeigen. Was machen sie eigentlich während der Pandemie? In unserer Serie zeigen wir jede Woche das Werk eines Künstlers aus der Region.

 Ursula Hülsewig, „Corona-Porträt“.

Ursula Hülsewig, „Corona-Porträt“.

Foto: Ursula Hülsewig

Ich mag die Stille und bin gern allein “ antwortet Ursula Hülsewig auf die Frage, wie sie die Zeiten der Pandemie erlebt habe. Außerdem seien Freunde und Familie stets mit ihr in Kontakt geblieben, auch wenn sie sich meist zu Hause aufgehalten und vor allem Menschenansammlungen gemieden hätte. Umso ungestörter konnte sie sich ihrer künstlerischen Arbeit widmen.
Die 1936 geborene Künstlerin, die eine Adresse in Landscheid und im belgischen De Haan hat, gehört zu den Kunstschaffenden, die eindrücklich Goethes berühmte Warnung beherzigen: „Wer nicht vorwärts geht, der kommt zurücke“. Im Jahr 2000 hatte die einstige Stipendiatin der Villa Romana in Florenz die Möglichkeiten digitaler bildgebender und bildverarbeitender Verfahren für sich entdeckt und sogleich damit experimentiert. Das Ergebnis ihrer Experimentierfreude wurde 2014 mit dem Ersten Preis eines Wettbewerbs für „Digital printmaking“ im bulgarischen Kazanlak gewürdigt. Ein Jahr zuvor hatte die Künstlerin übrigens den Kaiser-Lothar-Preis der Stadt Prüm erhalten.

Ursula Hülsewigs künstlerisches Vorwärtsgehen ist allerdings kein lineares Voranschreiten, das nicht zurückblickt. Sich Neues zu erarbeiten heißt für die Künstlerin, die ursprünglich aus der Malerei und der Grafik kommt, es mit Vorhandenem und Bewährtem zu verdichten, Eindrucksvoll wird das in ihren digitalen Collagen deutlich. Den digitalen Bilddateien liegen traditionelle Gemälde und Zeichnungen zugrunde, die Ursula Hülsewig mittels Computer schichtet, überarbeitet und zu neuen Zusammenhängen arrangiert.

Dabei ist der Künstlerin jene Freiheit wichtig, die sich im sogenannten kreativen Chaos darstellt. Soll heißen die Unabhängigkeit von jeglicher Vorgabe an Stil, Kompositionsregeln oder Bildmitteln. „Ich liebe das Chaos, um daraus eine neue Ordnung entstehen zu lassen.“, sagt Hülsewig.

Etliche neue Arbeiten sind während der Pandemie entstanden. Darunter auch das „Corona-Porträt“. In der digitalen Collage wird die Pandemie mit ihrer Maskenpflicht und ihren Kontaktbeschränkungen zum poetischen surrealen Raum. Ob sie in ihren Bildern Emotionen veräußere? „Unbewusst“ sagt Ursula Hülseweg. Oft merke sie erst nach der Fertigstellung eines Werks, wie viele davon ins Bild geflossen seien.

Kontakt: www.ursula-huelsewig.de

Eva-Maria Reuther

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