"Das Leben ist ein Kampf"

Marianne Elikan hat die Judenverfolgung im Dritten Reich überlebt. Die Universitätsbibliothek Trier zeigt noch bis zum 23. April persönliche Erinnerungsstücke und Tagebücher der 80-Jährigen in einer Ausstellung.

Trier. Marianne Elikan wurde 1928 als Kind einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters in Durlach, einem heutigen Stadtteil von Karlsruhe, geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in einer Pflegefamilie in Wawern. Nach der Umsiedelung in ein "Judenhaus" in Trier-Feyen 1939 bekam die damals Zwölfjährige ein Poesie-Album geschenkt. Während dieser Zeit verrichteten Marianne und ihre Freundinnen bereits Zwangsarbeit in einem Trierer Weinberg. Am 28. Juli 1942 wurde Marianne Elikan schließlich in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Ihr Poesie-Album diente der jungen Frau nun als Tagebuch.

33 Monate lebte sie im Ghetto von Theresienstadt, und Tag für Tag dokumentierte sie den Hunger, die Verzweiflung und die Angst vor dem Tod der Internierten. Aber auch ironische Gedichte und Lieder finden sich in den Tagebüchern der Verfolgten. Als Marianne Elikan schließlich im Jahr 1945 nach ihrer Befreiung nach Trier zurückkehrte, war sie allein. Mutter, Schwester und Adoptiv-Eltern hatte sie verloren, die Grausamkeiten, die sie erlebt hatte, verdrängte sie. Ihr Schweigen brach sie erst nach Jahrzehnten, als sie sich dem Trierer Historiker Thomas Schnitzler anvertraute. Im vergangenen Jahr erschien ihr Tagebuch aus Theresienstadt, "Das Leben ist ein Kampf", in Buchform.

Von der Vertriebenen gesammelte Zeitzeugnisse und Dokumente werden nun in einer Wanderausstellung in der Universitätsbibliothek Trier, in Zusammenarbeit mit dem Emil-Frank-Institut Wittlich, gezeigt. Initiator ist erneut Thomas Schnitzler, der auch als Koordinator der Aktion "Stolpersteine" zum Gedenken an NS-Opfer in Trier aktiv ist.

Die Ausstellung bietet dem Betrachter eine Reise in die Vergangenheit von Marianne Elikan und lässt ihn die schrecklichsten Abschnitte ihres Lebens miterleben. Neben Original-Tagebuchtexten und Seiten aus Marianne Elikans Poesie-Alben, von Freunden liebevoll gestaltet, werden persönliche Erinnerungsstücke wie Briefe von der Familie, Fotos von Freunden, oder Elikans Nähkorb und Schmuckkästchen gezeigt.

Mahnmal und Aufklärungsstück



Auch selbst gefertigte Anhänger aus der "Glimmerfabrik" (Zwangsarbeit) sind erhalten geblieben. Erschütternde Objekte wie eine Original-KZ-Häftlingsjacke oder sogenannte amtliche "Judenausweise", die mit einem großen "J" geprägt sind, führen dem Betrachter die Leiden der Verfolgten vor Augen. Vom Lebenswillen der KZ-Insassen zeugen Zeichnungen und selbstgebrannte Holzschnitte.

Marianne Elikan möchte mit der Veröffentlichung dieser Erinnerungsstücke ein Mahnmal setzen und über die Vergangenheit aufklären.

Die Ausstellung in der Universitätsbibliothek ist noch bis zum 23. April zu sehen.

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