Das Leben, Lebenskünstler und die Kunst

Daun · "Das Leben ist (k)eine Kunst": So heißen das aktuelle Buch und das Bühnenprogramm von Wladimir Kaminer. Im Dauner Forum ist der Schriftsteller damit vor rund 200 Besuchern im Rahmen der Eifel-Kulturtage aufgetreten.

Daun. "Man könnte sagen, ich mache Werbung für gemeinsame europäische Werte, für Solidarität, für Zusammenhalt, für das Gute", antwortet Wladimir Kaminer im TV-Gespräch auf die Frage, welche Ziele er mit seinen Auftritten verbindet. Dann ergänzt er: "In Wirklichkeit fahre ich einfach rum für mich, ich suche nach einem Punkt zum Verständnis der Lage. Um etwas wirklich zu verstehen, muss man in Bewegung bleiben, mit den Leuten reden." Und nur, wenn man etwas verstanden hat, kann man darüber schreiben.
Kaminer denkt nach, bevor er spricht und bevor er schreibt. Diese Nachdenklichkeit, verpackt in viel Wortwitz, bringt die Zuhörer seines Bühnenauftritts in Daun immer wieder zum Lachen. In die Eifel ist er im Rahmen der Veranstaltungsreihe Eifel-Kulturtage gekommen.
Der 48-jährige Schriftsteller liest kurze Geschichten aus seinen Büchern vor, aber unterbricht sich selbst immer wieder, um aus einzelnen Stichworten andere Geschichten zu erzählen. Kaminer scheint Erlebtes aufzusaugen und zu sammeln, um daraus kurios klingende Alltags-Erzählungen zu entwickeln.
Vor 25 Jahren ist Wladimir Kaminer von Moskau nach Berlin gezogen. Auf die Frage, ob für ihn Deutschland mittlerweile auch Heimat geworden sei, antwortet er: "Ich habe Schwierigkeiten mit dem Begriff Heimat. Muss man sich dann mit der gesamten Bevölkerung eines Landes solidarisieren? Ich verstehe Heimat als Anstrengung, zum Beispiel, diese ´Europäische Union tatsächlich Realität werden zu lassen, ein neues europäisches Selbstbewusstsein zu erzielen bei den Leuten. Insofern ist Deutschland meine Heimat, denn ich sehe Deutschland als Lokomotive dieser Bewegung."
In jedem Dorf ein Künstler


Mit dem Auftritt von Kaminer endet die diesjährige Reihe der Eifel-Kulturtage, denn die geplante Veranstaltung in Ulmen am kommenden Samstag unter dem Titel "Der unglaubliche Heinz" fällt aus.
Insgesamt zieht Rainer Laupichler, Organisator der Eifel-Kulturtage, ein positives Fazit: "Fast alle Veranstaltungen waren ausverkauft, und selbst in einem Dorf mit 400 Einwohnern sind 160 Leute gekommen." Ziel der Eifel-Kulturtage: Die Eifel nicht nur als Natur-, sondern auch als Kulturlandschaft erlebbar zu machen. Die Kultur der Landschaft hat auch Wladimir Kaminer vor einigen Monaten bei Dreharbeiten zu einer Fernsehreihe über deutsche Provinzen und ihre Künstler erlebt. Er sagt über die Eifel: "Eine sehr kultige Landschaft, hinter jeder Ecke ein kleines Dorf, 30 Seelen, und in jedem Dorf ein Künstler mit Ideen, die die Welt verändern."

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