Das Licht des Südens

TRIER. Landschafts- und Architekturmalerei der in Hürth bei Köln lebenden Künstlerin Jutta Wessel sind derzeit im Kunsthaus am Museum zu sehen. Teilweise sind es typische Postkartenmotive aus Urlaubsregionen, doch haben die Bilder durch einen sensiblen Umgang mit Licht und Farbe einen ganz besonderen Charme.

Da ist es, das rote Haus. Im Morgenlicht, im Nachmittagslicht, im Abendlicht. In das Werk von Jutta Wessel schleicht es sich immer wieder ein, das hohe Gebäude mit den weißen Fenstern. "Das Haus habe ich in Italien gesehen, und sofort stand für mich fest: Das ist der Archetyp von italienischem Haus, es wird von jeder Seite zu jeder Tageszeit beleuchtet, steht immer im Licht in einer wunderbaren, einsamen Landschaft - ideal, um verschiedene Facetten des Lichtes zu zeigen", sagt die in Hürth bei Köln lebende Künstlerin. Das Licht steht im Vordergrund vor allem ihrer neueren Werke. Malte sie früher oft auf Karton pleinair direkt in der freien Natur, sind es heute die großen Leinwand-Werke, die sie im Atelier aus der Erinnerung realisiert. Von Nahem betrachtet, wirken Bilder wie "Venedig, Dämmerlicht" oder "Florenz, Dämmerung über dem Dom" fast kitschig. Aus violetten Farbtönen setzen sich Motive zusammen, die man schon tausend Mal auf Postkarten oder in realiter vor Ort gesehen hat: Gondeln zwischen bunten Holzpfählen auf dem Canal Grande von Venedig, die Zuckertorten-Silhouette des Duomo in Florenz. Absurder Kitsch-Gedanke

Doch je weiter man sich von den Bildern entfernt, desto absurder erscheint der "Kitsch!"-Gedanke, denn die Luft beginnt zu flirren, und die Abendsonne scheint wirklich die Szenerie zu beleuchten, die in ihrer Farbgebung so und nicht anders sein muss. Das Skizzenhafte, unmittelbar von der Reise Inspirierte schwingt selbst in den perfekt ausgearbeiteten Ölgemälden mit. Man merkt: Jutta Wessel liebt die Landstriche, in denen sie Motive sammelt. Geübt gesetzt ist darüber hinaus der Pinselstrich, und bei der ge-konnten Wiedergabe der Architek-tur der Gebäude merkt man Jutta Wes-sel das jahrelange Schaffen als Industriemalerin an. Interessant sind auch die Detailansichten einer Grünen Tür; die Bilder sind fünf der wenigen Werke der Ausstellung im Kunsthaus, die keine Reisemotive zeigen. Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Juni im Kunsthaus am Museum, Ostallee 45, in Trier zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 12 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung (Telefon 0651/4367673).

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