Konzert Noch mehr an wunderbarer Musik

Trier · Exzellent: Kammerkonzert mit dem Ma’alot-Bläserquintett im Kurfürstlichen Palais.

 Stephanie Winkler (Flöte), Sybille Mahni (Horn), Christian Wetzel (Oboe), Volker Tessmann (Fagott), Johannes Gmeinder (Klarinette).

Stephanie Winkler (Flöte), Sybille Mahni (Horn), Christian Wetzel (Oboe), Volker Tessmann (Fagott), Johannes Gmeinder (Klarinette).

Foto: TV/Martin Möller

Welch herrliche Musik! Welch großartige Interpretation! Man mag sich beim Ma’alot-Bläserquintett im Kurfürstlichen Palais gar nicht satthören an der Fülle und den Feinheiten, an den entschiedenen Akzenten und den zahllosen Farbnuancen in Musik und Musizieren. Allem voran die herrliche Harmoniemusik aus Mozarts „Cosi fan tutte“. Ulf-Guido Schäfers hat eine ausgeprägt analytische Bläserfassung geschrieben. Immer wieder arbeitet der Bearbeiter Melodielinien und spezielle Instrumentalklänge heraus, versetzt Stimmen in neue Zusammenhänge, macht Strukturen deutlich, die im Tuttiklang untergehen könnten. Und doch bleiben in Bearbeitung und Interpretation die beispiellose Reinheit, die Zärtlichkeit und der Witz von Mozarts Musik völlig unverändert. Die Ouvertüre mit ihren heiklen solistischen Instrumental-Einlagen, der wunderbare Moment, in dem die Wett-Kontrahenten gemeinsam die Liebe feiern (Nr. 3) oder auch Ferrandos zärtlich-hintergründige Arie im ersten Akt (Nr. 17) – sie werden zu Höhepunkten subtilsten Musizierens. Da passen sich die Interpreten der für Bläser etwas problematischen Akustik im Palais-Festsaal so perfekt an, dass im gesamten Abend nichts verloren geht an Klangtransparenz.

Fast mochte man meinen, danach könne nichts Bedeutendes mehr kommen. Irrtum! Es kam noch sehr viel mehr an wunderbarer Musik. György Ligetis sechs Bagatellen: welcher emotionale Reichtum, welch zahllose Anspielungen! Beim Ma’alot-Quintett wurde diese Musik vollends zu einem Fest der Zwischentöne, der unterschiedlichen Stil-Assoziationen, der vorsichtigen Experimente. Und wenn Ligeti in der fünften Bagatelle seinem großen Vorbild Bartok huldigt und dessen sechstes Streichquartett aufgreift, dann beschwören die Interpreten beklemmend Stille und Trauer. „Die großartigste Originalmusik für Bläserquintett“, sagte Oboist Christian Wetzel in einer kurzen Moderation.

Dann kam der zweite Teil, und immer noch gab es mehr an musikalischen Einfällen und glanzvoller Interpretation. Die Ma’alot-Musikerinnen und -Musiker unterstrichen auch bei Darius Milhaud und Claude Paul Taffanel ihren Ausnahmerang. Milhauds „Kamin des Königs René“ entwickelt sich bei diesen Interpreten zu einer intelligenten Kreuzung aus Neobarock und Neoklassik mit impressionistischen Einsprengseln. Eine Musik, die historische Stile aufgreift und zugleich zu ihnen einen sacht-ironischen Abstand hält. Das Bläserquintett des im deutschen Musikleben fast unbekannten Claude Paul Taffanel schließlich kultiviert eine französisch-konservative Klassizität – eher konventionell in der Formgebung, in Harmonik und melodischer Erfindung. Aber bei den Interpreten klingt es deutlich mit: Taffanel, um 1900 der prominenteste Flötist Frankreichs, verstand sich auf die Komposition für Bläser. Er konnte sie geschickt und effektvoll einsetzen. So wurde auch dessen Komposition zu einer musikalischen Entdeckung. Am Ende schloss das Konzert, wie es begonnen hatte. Als Zugabe spielte das Quintett für die rund 180 Besucher das „Terzettino“ aus Mozarts „Cosi“ (Nr. 10). Eine faszinierend sanftmelancholische Abschiedsmusik .

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