Das Paradies, es liegt im Ländchen

Echternach · "Nur Gast auf Erden: Eine Reise ins Echternachzimmer" - so heißt der Abend mit Schriftstellerin Felicitas Hoppe und ihrem Bruder Ulrich Hoppe am Dienstag, 10. November, im Spiegelsaal der Abtei Echternach. Und im Frühling schaut die Autorin noch einmal vorbei, denn sie wird beim Eifel-Literatur-Festival in Bitburg lesen.

 ... mit ihrem Bruder Ulrich Hoppe. Fotos (2): Archiv/Privat

... mit ihrem Bruder Ulrich Hoppe. Fotos (2): Archiv/Privat

Foto: (e_kultur

Echternach. München, Echternach, Bitburg: Das ist, radikal verkürzt, ein Blick in den Reiseplan von Schriftstellerin Felicitas Hoppe. Am Wochenende hat sie in der bayerischen Landeshauptstadt den Erich-Kästner-Preis erhalten. Am kommenden Dienstag begibt sie sich von Berlin aus auf ihre nächste Reise: nach Echternach. Und im Frühling kommt sie nach Bitburg - am 3. Mai, denn Josef Zierden, das dürfen wir hier bereits verraten, hat Felicitas Hoppe fürs Eifel-Literatur-Festival engagiert. Das darf man getrost schon mal als Glanzlicht im Festivalkalender verbuchen.
Zuerst aber geht es ins Großherzogtum: "Schöne Sache", sagt die Autorin, 2012 mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet, im Telefonat mit dem TV. Denn zu Echternach und überhaupt zu Luxemburg bestehe bei ihr eine besondere Verbindung.
Wie kam es dazu? "Ganz einfach: weil ich im Jahr 2000 mit dem sogenannten Literaturexpress einmal quer durch Europa gefahren bin, von Lissabon nach Moskau, mit mehr als 100 Autoren. Und da war auch George Hausemer aus Luxemburg dabei."
Die beiden freundeten sich an, kamen ins Erzählen - und irgendwann habe sie gedacht: "Mensch, Luxemburg, das liegt mitten in Europa", da gebe es all die Geschichten und Heiligenlegenden (siehe Willibrord), die Klischees von wegen Reichtum und Steueroase, zugleich "ist das alles historisch unheimlich aufgeladen und hat was von einem Märchenland" - kurz: "Das hat meine Fantasie unheimlich angeregt."
Das Ergebnis ist ihr Ritterroman "Paradiese, Übersee" - und der spielt über weite Strecken im Ländchen mit seinen tollen Ortsnamen - darunter Knaphoscheid und Wilwerwiltz, wonach dann auch gleich ein ganzes Kapitel benannt ist. Und wo auch "der kleine Baedeker" auftritt und die Menschen "durch die Luxemburger Burgenlandschaft führt", erzählt Felicitas Hoppe. "Das ist in meinem Gesamtwerk meine Lieblingsfigur."
Mit dabei in Echternach ist noch eine ihrer Lieblingsfiguren, und zwar aus dem echten Leben: Ulrich Hoppe - der Bruder der Schriftstellerin, der sich ebenfalls mit Heiligengeschichten (und nicht nur damit) auskennt: Hoppe, 1969 geboren, ist Priester. Unter anderem war er jahrelang Inselpfarrer und Tourismusseelsorger auf der Insel Sylt.
So seien die beiden, heißt es in der Ankündigung des Abends, "auf jeweils eigene Weise lesend und schreibend, erzählend und deutend in der Welt unterwegs".
Reisen, sich auf Abenteuer einlassen, erzählen, deuten - darum geht es auch in Echternach, und es klingt nach einem spannenden Abend, zumal den Hoppes etwas gemeinsam sei, nämlich "die Lust am Gespräch, an der Auseinandersetzung und Kontroverse und ihre Fähigkeit, spirituelle und künstlerische Erfahrungen an der aktuellen gesellschaftspolitischen Wirklichkeit zu überprüfen".
Keine Angst, man darf auch lachen, gerade bei dieser Autorin, deren Bücher hinreißend komisch sein können. "Herzlich eingeladen" sind deshalb auch "vor allem jene, die Lust an lebendigen Texten und Gesprächen mitbringen, die Humor als Mittel der Erkenntnisfindung zwischen Theorie und Praxis begreifen und wissen wollen, ob es das rettende Echternachzimmer der Hoppes wirklich gibt".
Und wer weiß, vielleicht tun es die beiden Hoppes den Romanfiguren in "Paradiese, Übersee" gleich und erzählen einander ja "die Geschichten von unseren Lieblingsheiligen, allen voran die von Willibrord, … um unsere Vorfreude zu verlängern, bis wir am Abend schwer schwankend das herrliche Echternach erreichen und von den Pferden fallen".
Auf nach Echternach also. Und abgesehen davon: Der Eintritt ist frei, auch herrlich.
Termin: Dienstag, 10. November, 20 Uhr, im Spiegelsaal der ehemaligen Abtei Echternach.
Der Roman "Paradiese, Übersee" liegt bei S. Fischer als Taschenbuch vor und kostet 8,95 Euro. Ihr jüngstes Buch, die "Traumbiografie" unter dem Titel "Hoppe" kostet 9,99 Euro.

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