Klassik Ein „fließender Spielplan“ für Konzertbesucher

Trier · Ein Konzertprogramm (fast) wie immer hat das Philharmonische Orchester der Stadt Trier auf der Agenda. Generalmusikdirektor Jochem Hochstenbach hat die Inhalte vorgestellt – ohne bereits Termine zu nennen. Ein Tribut an die unsichere Corona-Situation.

 Bei der „Concert Lounge“ in Vor-Corona-Zeiten konnten die Musiker des Philharmonischen Orchesters mit Generalmusikdirektor Jochem Hochstenbach noch dicht beieinander auf der Bühne im Großen Haus des Theaters Trier spielen.

Bei der „Concert Lounge“ in Vor-Corona-Zeiten konnten die Musiker des Philharmonischen Orchesters mit Generalmusikdirektor Jochem Hochstenbach noch dicht beieinander auf der Bühne im Großen Haus des Theaters Trier spielen.

Foto: Martin Möller

Auf den ersten Blick strahlt der Konzertspielplan im Trierer Theater eine geballte Normalität aus. Wie immer stehen acht Sinfoniekonzerte an, dazu vier Mal „Klassik um Elf“. Familien werden gleichfalls mit insgesamt vier Konzerten bedacht, und das „Mixed-Zone“-Projekt lockt mit Live-Musik zu Charlie Chaplin und Gisela Joao, laut Programm „Der neue Stern am Fado-Himmel“. Und auch der zweite Blick enthüllt zunächst einmal Stabilität bei der Planung der kommenden Spielzeit.

Generalmusikdirektor (GMD) Jochem Hochstenbach ist bei den Sinfoniekonzerten erneut ein geschickter Mix aus Alt und Neu, aus sinfonischer Fülle und filigranen Feinheiten gelungen. Das 4. Sinfoniekonzert gibt sich mit Musik von Händel, Muffat, Telemann, Vivaldi und Johann Christian Bach betont vorklassisch. Zur Eröffnung der Konzertsaison hat sich der Trierer GMD sogar ein echt französisches Programm einfallen lassen – Musik von Rameau, Poulenc, Ibert, Milhaud und eine Komposition von Francois Couperin in der Fassung von Richard Strauss.

Überhaupt beweisen Hochstenbach und seine Mitstreiter im Theater erneut Fingerspitzengefühl. Das Konzert für Violine und Blasorchester von Kurt Weill (1900-1950) im 3. Sinfoniekonzert ist ein dezenter Hinweis auf das fast vergessene Mehrfach-Jubiläum eines bedeutenden und weithin unterschätzten Komponisten. Und im 6. Sinfoniekonzert wird Mozarts wunderbares und viel zu selten gespieltes Konzert für zwei Klaviere und Orchester (KV365) gleichsam eingerahmt von den nordischen Komponisten Sibelius und Nielsen. Schließlich kommt auch die große, romantische  Sinfonik zu Wort. Im 7. Sinfoniekonzert wagen sich die Philharmoniker an Bruckners achte Sinfonie, und im 2. Sinfoniekonzert steht Mahlers Sechste auf dem Programm – die allerdings nur in einer reduzierten Fassung.

Und da meldet sich, zunächst einmal nur unauffällig, das Coronavirus an. Das erzwingt eine reduzierte Besetzung auch im Auditorium. Unauffällig, aber ziemlich gewichtig ist auch die Tatsache, dass im Jahresprogramm alle Aufführungsdaten fehlen. „Ob das Programm sich wie geplant durchziehen lässt, wissen wir einfach noch nicht“, sagt Jochem Hochstenbach. Der findet dabei die schöne Formulierung vom „fließenden Spielplan“. Und formuliert ergänzend: „Was immer den Musik- und Theaterfreunden angeboten wird, hat etwas Vorläufiges. Wahrscheinlich wird sich das erst erledigen, wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht.“ Was bekanntlich noch dauern kann.

Und noch etwas hängt zusammen mit der Abwehr gegen Corona. Sinfoniekonzerte, die im Frühjahr ausfallen mussten, erscheinen erneut auf dem Spielplan. Das betrifft vor allem das 5. Sinfoniekonzert, in der der frühere GMD István Dénes gleich in drei Funktionen präsent ist – als Komponist, als Bearbeiter und als Dirigent. Auch das 8. Sinfoniekonzert mit Tschaikowskys „Pathétique“ musste auf die lange Bank geschoben werden und erscheint nun als 8. Sinfoniekonzert im neuen Programm. Bei Licht besehen, sind solche Verschiebungen eher marginal. Eins nämlich versichert der Trierer GMD mit Nachdruck: „Es können Konzerte verschoben werden. Endgültig abgesagt wird keines.“ Das sind in der unsicheren Gegenwart starke Worte.

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