Das Rattenpaket

Manche Menschen können so alt werden wie sie wollen: Irgendwie sind sie am Ende doch zu früh gegangen. Wie Sir Peter Ustinov, der am Montag in eine hoffentlich bessere Welt verzogen ist. Mit Ustinov verlässt uns nicht nur der Tausendsassa, Kosmopolit und - last but not least - der Nero aus "Quo Vadis", sondern auch einer der letzten Menschen, der eine tiefgründige und trotzdem witzige Bemerkung in deutscher Sprache zu formulieren verstand.

Uns Zurückbleibenden bleibt die tröstende Erkenntnis, das diesem feinsinnigen Mann durch sein Dahinscheiden ja auch einiges erspart geblieben ist: Zum Beispiel schon am Abend des gleichen Tages die Austrahlung der Sendung "Beckmann", der sich mit einem Treffen des selbsternannten "Rat Pack" der hiesigen Fernseh-Moderation - Kerner, Geissen, Pilawa, Pflaume und Reinhold - vergangenen Montag zum größtmöglichen Unterhaltungsunfall hochpotenzierte. Es ist diese exquisite Mischung aus geballter Nutzlosigkeit und höchstzufriedener Selbstüberschätzung, aus der diese neuen Helden zusammengepanscht sind und die irgendwann garantiert mit Auszeichnungen und Ehrungen für das zweifelhafte Lebenswerk enden wird. Ein passendes und obendrein sehr zeitgemäßes Format für eine Würdigung der Herren wäre zum Beispiel ein Zeichentrickfilm. Der von Kollege Bohlen steht zwar gottseidank noch aus, aber gerade eben erreicht ja unsere Kinos eine Hommage an den Krimidauerbrenner "Derrick", in der geschmackssicher alles fehlt, was diese Serie vom Kultwert her auf Augenhöhe mit dem "Raumschiff Enterprise" gebracht hat. Dafür wurden aber alle Ingredenzien hinzugefügt, die den deutschen Kino-Comic so stabil drittklassig machen. Darum wird dieses Machwerk überall als "originell" und "liebevoll" bejubelt - was natürlich nur einem Land möglich ist, in dem eine Kai Pflaume wie Reinhold Beckmann als seriöser Talk-Gastgeber durchgehen kann. Ruhen Sie sanft, Sir Peter. Deutschland holt schon mal den Wagen!

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