Das Runde kommt ins Eckige

Das Kinder- und Jugend-Kulturprogramm in der Rotunde 2 mauserte sich zum erfolgreichsten Angebot der Kulturhauptstadt 2007. Nun wird es fortgesetzt, wenn auch zunächst in einem Provisorium. Die Großregion ist eingeladen.

 Das Projekt „Farfalle“ beeindruckt mit seinem farbenfrohen Bühnenbild. Foto: Davide Venturini

Das Projekt „Farfalle“ beeindruckt mit seinem farbenfrohen Bühnenbild. Foto: Davide Venturini

Luxemburg. Eine Umstellung ist es schon, auch wenn die Entfernung nur einen Kilometer Luftlinie beträgt. Von dem stilvollen Rundbau hinter dem Hauptbahnhof in die schmucklos-rechtwinklige alte "Hydrolux"-Fabrikhalle in Hollerich: Den bezaubernden Charme muss sich das künftige Kulturzentrum mit dem hübsch-widersprüchlichen Namen CarréRotondes erst erarbeiten. Doch die Voraussetzungen für die Quadratur des Kreises sind gut. Denn das Erfolgs-Team der Kulturhauptstadt um Organisationschef Robert Garcia hat den Job übernommen, ein Zentrum für Kinder- und Jugendkultur aufzubauen, das zunächst in einem Provisorium residieren und 2011 nach abgeschlossener Renovierung des Rotunden-Komplexes wieder dorthin umziehen soll.Die Ausrichtung ist die gleiche geblieben, ebenso wie der Name "Traffo", der im vergangegen Jahr mehr als 40 000 junge Besucher anlockte. Das Angebot für die Saison 08/09, die am 18. September beginnt, ist in drei Sparten unterteilt: Traffo_Rido, ein Programm mit 30 hochkarätigen Gastspielen von Kinder- und Jugend-Theatergruppen, das alle Altersgruppen vom Kindergartenkind bis zum Jugendlichen abdeckt. Viele der Produktionen erfordern keine Sprachkenntnisse oder finden in deutscher Sprache statt. Meist gibt es freie Vorstellungen am Wochenende und Aufführungen für Klassen unter der Woche. Traffo_Studio, Projekte, an denen Kinder und Jugendliche aktiv teilnehmen können, aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, Kino. Traffo_Labo, mit Workshops, Weiterbildungsangeboten und Künstlern, die direkt im CarréRotondes arbeiten sowie einem Festival, das Nachwuchs-Künstlern eine Bühne bietet. Auch das Kulturhauptstadt-Bistro "Exit 07" mit seinen experimentierfreudigen Musik-Nächten findet seinen Platz im CarréRotondes. Es sei "erstaunlich, welch ein tolles Programm in dieser kurzen Zeit zusammengestellt wurde", sagt die Luxemburger Kulturdezernentin Lydie Polfer anerkennend. Ihr Oberbürgermeister Paul Helminger freut sich, "dass wir auch für die Jüngeren ein hauptstadtwürdiges Kulturangebot bereithalten können". Deshalb beteiligt sich nicht nur die Stadt, sondern auch die Staatsregierung am Projekt CarréRotondes. "Wir zielen auf die junge Kultur, aber nicht nur auf ein jugendliches Publikum", betont Staatssekretärin Octavie Modert. Derweil versichert Robert Garcia, dass das neue Kulturzentrum "kein Biotop für die Dinosaurier von 2007 werden soll". Dennoch sieht er eine Kontinuität zur Kulturhauptstadt und will auch die Großregion organisatorisch einbeziehen, "sobald es eine funktionierende Nachfolge-Struktur gibt".Aber unabhängig davon sind natürlich Schulen, Jugendorganisationen, aber auch alle Eltern mit Kindern herzlich eingeladen, das neue Angebot zu nutzen. Garcia will dafür sorgen, dass die Programme auch in der Region Trier zur Verfügung stehen. Angesichts der moderaten Eintrittspreise (in der Regel fünf Euro pro Karte, bei größeren Gruppen Begleiter frei, im Abo noch günstiger) könnte sich ein grenzüberschreitender Besuch lohnen.Termine: www.rotondes.luAnlaufstelle für Schulen: scolaires@rotondes.lu,oder Tel. 00352/26622053.Meinung Nix wie ran Ausgerechnet bei Schülern, Kindern und Jugendlichen hat der grenzüberschreitende Kulturaustausch in der Großregion 2007 gehakt. Trotz toller Angebote fanden nur wenige Schulklassen oder Familien den Weg zu "Traffo" oder den kindgerechten Ausstellungen der Kulturhauptstadt. Dabei wären gerade die Jüngeren die ideale Zielgruppe für den Aufbau einer Identität als künftige Bürger einer gemeinsamen Großregion. Und was könnte da besser sein als die Klassenfahrt oder der Sonntagsausflug ins CarréRotondes. Toll, dass die Luxemburger das Geld und den Mut haben, so ein Projekt fortzusetzen. Mehr als einladen können sie uns nicht. Jetzt wäre es Sache der Verantwortlichen in Trier und dem Umland, dafür zu sorgen, dass die Einladung angenommen wird. Bei der ADD sind sowohl die Schulen als auch die Kulturkoordination beheimatet. Sie könnte einiges dafür tun, dass die Chance nicht vertan wird. d.lintz@volksfreund.de

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