Theater Das Schauspiel „Furor“: Ein Ausschnitt aus dem echten Leben

Trier · Die meisten Leute leben in ihrer Bubble, wissen von dort, was richtig ist und was nicht, und bestätigen sich, medial angeheizt, immerzu die eigene Weltsicht. Das Schauspiel „Furor“ des Trierer Theaters bringt diese Gewissheiten ins Wanken.

 Regisseur Paul Hess inszeniert „Furor“.

Regisseur Paul Hess inszeniert „Furor“.

Foto: Anne Heucher (2), Theater Trier (2)

Wem kann man eigentlich glauben? Das Schauspiel „Furor“ des Trierer Theaters bringt einen Fall auf die Bühne, der sich tatsächlich so zutragen könnte und bei dem nur am Anfang klar zu sein scheint, wer hier Recht hat. Einem Politiker, der für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert, läuft ein unter Drogen stehender junger Mann vors Auto, der durch den Unfall lebenslange Schäden davonträgt. Die Polizei bescheinigt dem Politiker, unschuldig zu sein. Der entschließt sich nach einigen Wochen, doch mal bei der Familie vorbeizuschauen und in irgendeiner Form Hilfe anzubieten.

Die Mutter des Verletzten, eine Altenpflegerin in prekären Verhältnissen, nimmt dankbar an. Doch dann taucht der Neffe auf. Der macht sich auf die Hilfsbereitschaft des Politikers einen anderen Reim. Ist das nicht ein Eingeständnis von Schuld? Will der OB-Kandidat sich vor dem Wahlkampf bloß eine weiße Weste erkaufen? Hat der entlastende Polizeibericht etwas mit der Bekanntschaft des Polizeipräsidenten zu tun?

Szene aus den Proben fürs Schauspiel „Furor“: die Darsteller Michael Hiller (vorne) und Raphael Christoph Grosch.

Szene aus den Proben fürs Schauspiel „Furor“: die Darsteller Michael Hiller (vorne) und Raphael Christoph Grosch.

Foto: Anne Heucher (2), Theater Trier (2)

Da kommen viele Verdächtigungen auf. Der Neffe ahnt die Macht der öffentlichen Meinung und stellt Forderungen. Auf gut Deutsch: Er versucht, den Politiker zu erpressen.

„Mit der Zeit weiß man nicht mehr so richtig, wem man glauben kann“, sagt Regisseur Paul Hess, der das Drei-Personenstück „Furor“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz aus dem Jahr 2018 in Trier inszeniert. Er sieht seine Herausforderung darin, „dass man hin- und hergerissen bleibt“ zwischen den beiden Welten, die aufeinanderprallen und „beide in Teilen nachvollziehbar sind“. Der Paketbote ohne Schulabschluss auf der einen Seite, der offen ist für Verschwörungstheorien, der Politiker auf der anderen Seite, bei dem man ein Interesse hinter seinem Handeln vermuten kann. Ein Stück ohne Ausgang. „Man geht raus, ohne eine definitive Antwort bekommen zu haben“, verrät der Regisseur. Genau das wünsche er sich fürs Publikum: „dass Menschen rausgehen mit dem Gedanken, dass sie alles, zu dem sie eine vorgefertigte Meinung haben, vielleicht nochmal hinterfragen“. Schließlich seien wir alle in einer bubble, jener Blase, in der wir uns ständig, medial angeheizt, die eigene Haltung bestätigen. Der Wutbürger wie der Politiker. „Im Netz steht das Urteil über Sie schon fest“, weiß etwa der Neffe zu drohen.

„Furor“ ist ein „Echtzeit-Stück“ erklärt Paul Hess: „Es ist ein Gespräch von anderthalb Stunden, das in anderthalb Stunden gespielt wird, es gibt keine Zeitsprünge, keine Ortswechsel. Es passiert genau in dem Zeitablauf, wie wir uns vorstellen, dass es passiert sein kann.“

„Furor“ lebt also vom Auftritt der Schauspieler, deren Bühne übrigens an vier Seiten offen ist für die Zuschauer in der Europäischen Kunstakademie. Unter denen sich der Regisseur besonders viele Theater-Einsteiger wünscht: „Das Stück ist so unmittelbar, dass man da ohne Vorbereitung reingehen kann.“ Es sei „ein gutes Einstiegsstück, weil es so realitätsnah ist.“

Premiere des Schauspiels „Furor“ ist am Mittwoch, 1. Februar, in der in der Europäischen Kunstakademie. Weitere Vorstellungen sind am 3. und 28. Februar sowie am 28. März, jeweils um 19.30 Uhr. Für den 9. Februar, 19.30 Uhr, ist eine Vorstellung in der Stadthalle Bitburg geplant.
Karten gibt es online auf der Seite
www.theater-trier.de, unter der Mailadresse theaterkasse@trier.de sowie unter Telefon 0651/ 718-1818.

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