Historische Bauwerke Trierer Amphitheater: Schauplatz brutaler Gewalt - Das Blut floss in den Olewiger Bach

Trier · Es ist einer der imposantesten Römerbauten Triers und von Touristen gern besucht: das Amphitheater. Was Sie über dieses Monument vielleicht noch nicht wissen, lesen Sie hier:

Beeindruckende Arena: das Amphitheater Trier aus der Vogelperspektive.

Beeindruckende Arena: das Amphitheater Trier aus der Vogelperspektive.

Foto: Portaflug Trier

Die Römer liebten Brot und Spiele. Unter den 70 bekannten Amphitheatern des Römischen Reiches liegt die Trierer Arena mit ihrem etwa 70 mal 50 Meter großen Oval in puncto Größe auf Platz 10. Sie bot in 26 Sitzreihen rund 18.000 Zuschauern Platz.

Im Vergleich zu anderen Arenen wie dem Kolosseum in Rom hatte das Trierer Amphitheater beim Bau einen großen Vorteil: Man musste keine kostspielige Konstruktion als Unterbau errichten. Im Hang des Petrisbergs buddelte man an einer oberen Stelle Erde weg, die man unten zur Stütze wieder aufschüttete. So entstand recht einfach die große plane Fläche von 2700 Quadratmetern (das Kolosseum in Rom hat 3300 Quadratmeter).

Damit alle ganz schnell rein- und wieder rauskommen, entwarfen die Römer ein ausgeklügeltes System an Umgängen und Treppen. Die sechs Zugänge, sogenannte Vomitorien, heißen wörtlich übersetzt „Ausspucker“, denn über sie ging es später auch wieder hinaus.

Man muss es wissen, um es zu sehen: Rechts hinter dem Eingang liegt ein original-römisches Straßenpflaster, das 1925 ergraben wurde. Es lag zuvor im Tempelbezirk im nahen Altbachtal.

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Welterbe Trier: Das Amphitheater in Trier

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Foto: David Kunz

In der Arena ging es oft blutig zu: Es gab Tierhetzen, Gladiatorenkämpfe, Hinrichtungen und Versammlungen. Überliefert ist, dass zwei Frankenführer und weitere Kriegsgefangene wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen wurden. Große Veranstaltungen finanzierten der Kaiser persönlich oder städtische Würdenträger. Dafür hatten sie auch ein Anrecht auf die besten Plätze.

In den 13 Kellerräumen wurden die Auftritte vorbereitet. Der Clou: die Hebebühne und eine Pumpanlage für spektakuläre Bühneneffekte. Selbst eine Wasserorgel soll es gegeben haben. Unter dem Arenaboden steht ständig das Grundwasser. Praktisch bei blutigen Veranstaltungen: Das in den nahegelegenen Olewiger Bach geleitete Nass spülte alle Unannehmlichkeiten schnell weg.

Woher wissen wir eigentlich, was im Amphitheater alles geschah? Zum Beispiel aus Mosaiken, die in Nennig (an der Obermosel) gefunden wurden. In den dort abgebildeten Szenen aus dem Amphitheater sieht man einen Tierpfleger mit Löwe, den Kampf gegen einen Bären, Gladiatoren im Zweikampf und einen Musiker mit Wasserorgel.

Entstanden ist das Amphitheater wohl im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts im Zuge der Stadtbefestigung. Denn die Arena wurde als Eckposten in die Stadtmauer integriert. In den unruhigen Zeiten des frühen Mittelalters suchten die Trierer Bürger dort Zuflucht vor Angreifern.

Wo es so blutig zuging wie im Amphitheater, vermuteten die Menschen Geister und Dämonen in der Nähe. Unter dem Arenaboden wurden bei Ausgrabungen antike Fluchtäfelchen aus Blei gefunden, in die Verwünschungen missliebiger Zeitgenossen geritzt waren. Eines dieser Täfelchen ist gerade in der Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ im Museum am Dom zu sehen. Darauf schrieb ein Unbekannter: „Ich rufe an Euch, Diana und Mars, die helfenden Gottheiten, dass ihr mich von dem Hitzkopf erlöset, Eusebius foltert und bannet, mich aber möget ihr befreien.“

Wo sind all die steinernen Ränge? Im Jahr 1211 erlaubte der Trierer Erzbischof den Himmeroder Zisterzienser-Mönchen, die Steine mitzunehmen, um damit Besitzungen in der Nähe auszubauen. Später wurde in den Hängen Wein  angebaut. Im Jahr 1816 begannen die Ausgrabungen.

Heutzutage kämpfen hier immer noch Gladiatoren: ein Profi-Schauspieler erzählt regelmäßig als Gladiator Valerius aus seinem Leben. Und in der Gladiatorenschule haben Römerfans ihren Spaß.

Gerüchte erzählten immer wieder davon, dass das antike Amphitheater zur Darstellung von Seeschlachten geflutet wurde. Mittlerweile weiß man, dass dies technisch nicht möglich gewesen ist.

Im Sommer schaffen große Rock-/Popkonzerte regelmäßig unvergleichliche Open-Air-Erlebnisse. Tipp: Wer keine Eintrittskarte mehr bekommen hat, kann als Zaungast an der Mauer der Sickingenstraße einen guten Blick ins Geschehen werfen.

 An dieser Stelle, zentral in der Mitte des Kellers und direkt unter dem Arenaboden gelegen, befand sich früher die Hebebühne. Insbesondere Kämpfer beförderte sie in dramatischer Atmosphäre nach oben.

An dieser Stelle, zentral in der Mitte des Kellers und direkt unter dem Arenaboden gelegen, befand sich früher die Hebebühne. Insbesondere Kämpfer beförderte sie in dramatischer Atmosphäre nach oben.

Foto: David Kunz
 Die Außenseiten des Vomitoriums wurden einst von mächtigen Säulen gerahmt, deren Fundamente heute noch deutlich zu sehen sind.

Die Außenseiten des Vomitoriums wurden einst von mächtigen Säulen gerahmt, deren Fundamente heute noch deutlich zu sehen sind.

Foto: David Kunz
 Diese Räume zu beiden Seiten der Arena dienten zur Vorbereitung von Auftritten und als Käfige für wilde Tiere. Die Zuschauer saßen direkt darüber.

Diese Räume zu beiden Seiten der Arena dienten zur Vorbereitung von Auftritten und als Käfige für wilde Tiere. Die Zuschauer saßen direkt darüber.

Foto: David Kunz
 Der moderne Zugang zum Keller unter dem Arenaboden. Wo sich der antike befand, ist bis heute nicht bekannt.

Der moderne Zugang zum Keller unter dem Arenaboden. Wo sich der antike befand, ist bis heute nicht bekannt.

Foto: David Kunz
Es lässt sich nur erahnen, wie groß das Tor gewesen ist, das am südlichen ebenso wie hier am nördlichen Zugang zum Amphitheater gestanden hat. Foto: David Kunz BigPc Amphitheater

Es lässt sich nur erahnen, wie groß das Tor gewesen ist, das am südlichen ebenso wie hier am nördlichen Zugang zum Amphitheater gestanden hat. Foto: David Kunz BigPc Amphitheater

Foto: David Kunz
 Der südliche, heutige Zugang zum Amphitheater. In der Römerzeit ging es bei triumphalen Einzügen zentral durch den nicht mehr vorhandenen Bogen des Torbaus, während die Zuschauer links und rechts davon durch sogenannte Vomitorien zu ihren Rängen gelangten.

Der südliche, heutige Zugang zum Amphitheater. In der Römerzeit ging es bei triumphalen Einzügen zentral durch den nicht mehr vorhandenen Bogen des Torbaus, während die Zuschauer links und rechts davon durch sogenannte Vomitorien zu ihren Rängen gelangten.

Foto: David Kunz
Ein als römischer Gladiator verkleideter Darsteller.

Ein als römischer Gladiator verkleideter Darsteller.

Foto: picture alliance / dpa/Jan-Philipp Strobel
Zwei Studenten in Gladiatorenausrüstung stellen eine Zweikampfszene nach, aufgenommen am 24.03.2010 in Regensburg (Oberpfalz). An der Regensburger Universität soll im August ein Gladiatoren-Spektakel in Dienste der Wissenschaft starten. Einen Monat lang werden dann 20 Studenten aus unterschiedlichen Fakultäten wie Pompejis Gladiatoren in der Zeit um das Jahr 79 nach Christus hausen, essen und trainieren - 24 Stunden am Tag. Foto: Armin Weigel dpa/lby (zu dpa-Korr "Uni bildet Gladiatoren des 21. Jahrhunderts aus" vom 29.03.2010) ++ +++ dpa-Bildfunk +++

Zwei Studenten in Gladiatorenausrüstung stellen eine Zweikampfszene nach, aufgenommen am 24.03.2010 in Regensburg (Oberpfalz). An der Regensburger Universität soll im August ein Gladiatoren-Spektakel in Dienste der Wissenschaft starten. Einen Monat lang werden dann 20 Studenten aus unterschiedlichen Fakultäten wie Pompejis Gladiatoren in der Zeit um das Jahr 79 nach Christus hausen, essen und trainieren - 24 Stunden am Tag. Foto: Armin Weigel dpa/lby (zu dpa-Korr "Uni bildet Gladiatoren des 21. Jahrhunderts aus" vom 29.03.2010) ++ +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: picture alliance / dpa/Armin Weigel

Anne Heucher

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