"Das wird ein richtiges Familientreffen"

TRIER. "Seeed"-Sänger Eased heißt mit bürgerlichem Namen Frank Dellé und hat in Trier Abitur gemacht. Auch deshalb ist für den 33-Jährigen der Auftritt zur aktuellen "Music Monks"-Tournee in der Moselstadt etwas Besonderes. Seine Familie und zahlreiche alte Freunde haben bereits ihr Kommen angekündigt.

Du bist in Berlin geboren, hast im Schwarzwald und in Ghana gelebt und am Trierer Max-Planck-Gymnasium vor 13 Jahren Abitur gemacht. Heute lebst du an der Spree und bist einer der drei Sänger von "Seeed". Verbindet dich noch etwas mit Trier?Dellé: Meine Eltern wohnen ja noch in Trier, außerdem viele Freunde und Bekannte. In Berlin bin ich bei den Jungs von "Seeed" immer noch als der Frank aus Trier bekannt. Die Mitglieder meiner alten Band "Positive Vibrations" leben ebenfalls noch an der Mosel. Diese Zehn-Mann-Gruppe ist dann aber nach der Schule auseinandergegangen. Ich habe in Berlin Toningenieur studiert. Und dort hast du die anderen Jungs von "Seeed" kennen gelernt? Dellé: Pierre hatte ich irgendwann auf einer Party getroffen. Wir haben spontan improvisiert. Da war gleich ein Groove zwischen uns. Außerdem hat mich Pierres musikalische Qualität beeindruckt. Ich konnte mir deshalb vorstellen, mit ihm eine Band auf hohem musikalischen Niveau zu gründen. Warst du damals in der Berliner Reggae-Szene aktiv? Dellé: In Ghana war Bob Marley unser Held. Im Studium habe ich aber ganz klar getrennt zwischen Musik und Ausbildung. Die Sache mit "Seeed" hat zum Glück erst nach praktischen Arbeiten im Film- und Ton-Bereich und nach der Diplomarbeit begonnen. Pierre hatte ich aus den Augen verloren und irgendwann wiedergetroffen. Er erzählte mir von seiner Idee, eine mobileMarching-Band zu gründen, bei der es viel Schlagwerk gibt, wo die Instrumente live gespielt werden und ein Mischer gleichzeitig dubbt. Außerdem hat mir immer schon mehrstimmiger Gesang von mehreren Sängern gefallen. Ihr seid eine elfköpfige Offbeat-Einsatztruppe. Gibt es da klare Hierarchien? Dellé: Viele musikalische Grundideen stammen aus Pierres Feder. Er ist der Kopf der Band. Im Studio werden zunächst die "basic tracks" gemacht und Arbeitsgruppen für die Vorproduktion gebildet. Die Sänger texten ihre Strophen. Am Ende kommt alles wieder unter Pierres Obhut zusammen, damit die Lieder ihren Guss nicht verlieren. Ich bin einerseits einer der Sänger und andererseits Koproduzent. Du singst meistens Pidgin-Englisch in den Strophen. Dellé: Ich kenne natürlich das ghanesische Englisch, das sich von Patois unterscheidet. Pidgin ist das Soldaten-Englisch, wie es die Jugend in Ghana spricht. Ich versuche, bei den Dancehall- und Roots-Tracks darauf aufzubauen. Im Grunde benutze ich Gesang mit sehr viel Klangfarbe wie ein Instrument. Uns ist es gelungen, auch Deutsch in dieser Weise einzusetzen. Woher kommt dein Künstlername "Eased"? Dellé: Zuerst hatten wir den Bandnamen. "Seed" bedeutet "Ähre" oder "Samen". Es steht für etwas, das wächst. In unserem Fall für: "Sub, Dub and the 3 Eees". Wir haben uns mit den Künstlernamen angeglichen. Pierre Baigorry, der Rudelführer, wurde "Enuff", Demba Nabé, der Derwisch, "Ear" und Frank Dellé wegen seiner eher ausgeglichenen Art "Eased". Euer Erfolgsalbum "New Dubby Conquerors" und die Single "Dickes B" haben euch zwei Echos eingebracht. Hat sich seither etwas im Alltag verändert? Dellé: Nicht unbedingt. Wir haben sehr darauf geachtet, nicht auf alle Anfragen der Boulevardpresse zu reagieren. "Seeed" soll immer noch als Ganzes bekannt werden und nicht einzelne Mitglieder. Es gibt deshalb auch keine Teenie-Poster von uns. Bei "Seeed" geht es um elf Leute, die gute Musikqualität abliefern und Spaß machen möchten. Je weniger sich dein Umfeld verändert, desto weniger veränderst du dich selbst - trotz Erfolg. Ihr geht mit Eurem neuem Album "Music Monks" auf Tournee. Was hat sich musikalisch getan? Dellé: Im Vergleich zur letzten Platte ist "Music Monks" sehr viel konkreter. Dancehall klingt wie Dancehall und Roots wie Roots. Es gibt nicht mehr so viel Misch-Masch. Das Album ist klarer, eindeutiger. Ihr seid sogar nach Jamaica geflogen und habt dort im Studio gearbeitet. Dellé: Ich wollte immer nach Jamaica. Jetzt mussten wir uns drei Tage vorher entscheiden. Beeindruckend war, wie auf dieser kleinen Insel alles mit Musik zu tun hat. Über Jamaica sind wir näher an der Szene dran und dadurch am Weltmarkt. Im Studio haben wir Songs mit Künstlern wie Tanya Stephens aufgenommen. Wirklich herausragend war das Treffen mit "Elephant Man", dem "Energy God". Am 3. Oktober habt ihr einen Auftritt in der Europahalle. Dellé: Wir haben nach den Festivals ein neues Programm zusammengestellt. Neue Stücke von "Music Monks" sind darunter. Wir bringen eigene Tänzerinnen mit, kümmern uns selbst um Technik und Licht. Für mich ist ein "Seeed"-Konzert in Trier immer außergewöhnlich. Meine Eltern wollen kommen, meine Schwester, die alten Bandkollegen. Ich habe 30 Leute auf die Gästeliste gesetzt. Das wird ein richtiges Familientreffen. Die Fragen stellte unser Mitarbeiter Oliver Ruf. "Seeed" tritt am 3. Oktober in der Europahalle Trier auf. Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr. Karten unter der Ticket-Hotline 0651/9941188 und bei den bekannten Vorverkaufsstellen.

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