Delilah und die anderen Mädels

Ihr Mega-Hit "Hey there Delilah" hat die Plain White T's in den Status einer Teenie-Kultband katapultiert. Möglicherweise ein Irrtum, wie das Konzert im Luxemburger "Atelier" dokumentierte: Die Band aus Chicago liegt irgendwo zwischen aufgepepptem Sixties-Beat und klassischem Garagen-Rock - und weit weg vom Boygroup-Business.

 Stets in Bewegung: Sänger Tom Higgenson. Foto: Dieter Lintz

Stets in Bewegung: Sänger Tom Higgenson. Foto: Dieter Lintz

Luxemburg. (DiL) So richtig voll ist es nicht im Atelier. 250 Zuschauer werden es wohl sein, das Gros zwischen 14 und 20. Der Devotionalien-Absatz floriert, mit T-Shirts dürfte an diesem Abend mehr verdient werden als mit Eintrittsgeldern. Die Luxemburger Band "Eternal Tango" heizt das Publikum mit tempogeladenem Alternative-Rock ein, die Laune ist blendend. In der Umbau-Pause suchen sich die Mädels die besten Plätze - freilich nicht vor der Bühne, sondern vor dem Künstler-Eingang.

Komisch eigentlich. Denn die Plain White T's haben wenig gemein mit den üblichen lackierten und durchchoreographierten Boygroups. Weder optisch noch musikalisch. Fast spartanisch die Bühnen-Show, mal abgesehen vom Bewegungsdrang von Sänger Tom Higgenson. Kaum Samples, dafür gerader, stringenter Garagen-Rock, gepflegter mehrstimmiger Gesang, einfache, aber eingängige Chords.

Das klingt ein bisschen nach den Sechzigern, doch keineswegs penetrant nostalgisch. Die Band vermeidet Kitsch und aufgedonnerte Sound-Teppiche - so britisch hat wahrscheinlich noch nie eine Combo aus Chicago geklungen. Gelegentlich streut man eine schöne Ballade dazwischen, aber seltener, als man es vermuten könnte. Ihr Hit "Hey there Delilah" oder das hübsche "Write you a song" sind eher untypisch für den Stil der Band. Aber gerade die geklampften Titel kommen einprägsam und angenehm melodiös über die Rampe.

Dass das Bild der Plain White T's in der Öffentlichkeit etwas diffus ist, mag mit der skurrilen Band-Geschichte zusammenhängen. Die chart-stürmende Delilah war eher ein Zufallstreffer, ein wiederaufgenommener alter Titel der Gruppe. So gibt es ein ziemliches Durcheinander von alten und neuen, selbst produzierten und professionellen Alben. Ab Oktober dürfte sich das ändern: Was Tom Higgenson als Kostproben von der dann erscheinenden CD "Big bad world" ankündigte, hört sich nach sorgsam auf Radio-Hit programmierter Reißbrett-Ware an.

Trotzdem: ein grundsympathisches Konzert, bei dem freilich live innerhalb der Band nicht viel abgeht, alles recht routiniert wirkt und manches auf Dauer ziemlich gleichförmig klingt. Vielleicht ist es deshalb klug, den Gig nur gute 60 Minuten dauern zu lassen. Was mit "Our time now" eröffnete, geht mit "All that we needed" zu Ende. Das Publikum hat offensichtlich alles bekommen, was es braucht.

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