Dem Himmel nicht fern

FRANKFURT. Mit deutlich weniger Ausstellern hat die Art Frankfurt ihre Tore geöffnet. Mit 162 Ausstellern präsentieren im Vergleich zum vergangenen Jahr weniger Galeristen die Werke ihrer Künstler.

Liegt im Minimalismus die Kraft? Das kleinste Kunstwerkerhielt auf der 15. Art Frankfurt die größte Koje. Ganz für sichallein. Für sein kaum fingernagelgroßes "Kreuz des Südens", einenMiniaturkubus aus Pinie und Eiche, die durch Reibung Funkenschlagen würden, wünschte der Brasilianer Cildo Meireles einemindestens 250 Quadratmeter "große Leere". Doch der als Zuckerlpräsentierte Würfel bekam viel mehr Platz - dank demUmstand, dass der Frankfurter Kunstmesse, die weiterhin für dieBegegnung mit einstweilen wenig abgesicherter Kunst steht, gut 20Galerien abhanden gekommen sind. Nur 162 stellen dieses Jahr aus.Bilden die verbliebenen ein "positives Energiefeld" analog zumWerk des Documenta-Teilnehmers, das Symbol ist und nichthandelbare Ware?Appel sieht rot. Elogen auf diese Farbeversammelt die Frankfurter Galerie mittels eines Schüttbildes vonNitsch, eines Fließblatts von Graubner (30000 Euro) oder einermonochromen Marcia Hafif-Arbeit (9000 Euro). Die Avantgarde vongestern bringen Barbara von Stechow mit dem 2002 verstorbenenNouveaux-Réalistes-Mitbegründer Bernard Stern, Sander und "dieGalerie" mit Masson ins Spiel, dessen sehenswerte Ausstellung aufder Darmstädter Mathildenhöhe bis 4. Mai verlängert worden ist.Positives Denken verbreitet Michael Schultz, der sich am Comebackdes Figürlichen erfreut und darüber, dass Baselitz-Schülereinstweilen mehr über Inhalte nachsinnen als übers Geschäft. "Ichsetze auf die junge Linie", sagt der Berliner Händler und hatderen Anführer schon wieder das Atelier leergeräumt. Für 11000Euro ging das einzige auf die Messe gelangte Bild von NorbertBisky, die keineswegs harmlosen "Spiele im Sand" nach München.Ausufernd manch anderes Gemälde. Himmel und Ozeane sind Su- jets,auf die sich die träumende Seele in härteren Zeiten gern besinnt.In der wagemutigen Nachfolge von Courbet eine schwergewichtigeWelle zu malen als riesiges Hin- terglasbild, "bei dem man nichtskorrigieren kann", bringt Richard Tisserand fertig (32000Euro).Die neue Romantik bedient gleichfalls die Schweizerin LetaPeer, die in ihrer Werkgruppe "Berge in Öl ihre Kindheit imEngadin nachempfindet (ab 3000 Euro). Eher Himmelsbetrachtungensind auch die Wohnwagenkolonien zum Thema erdgebundenes Reisenvon Ingmar Alge (3100 Euro). "Überblicken und abtauchen"empfiehlt die Fotografin Tina Bara mit ihrer Fotoserie "Revier".Das seine begrenzt Timo Ohler mit einem neongrünen Band:fotografisch erzeugt mit einer bewegten Leuchtstoffröhre undlanger Belichtungszeit (1600 Euro). Das ihre, von Vögleinumschwirrt, nennt Fides Becker "Nach der Natur" (um 700 Euro).Dazu gruppierte tannenfarbene Loungesessel bezeichnen die grüneLunge. Günstig Natur kaufen: Peter Schlörs Kiefernminiaturen für99 Euro etwa kann man bei Maisenbacher aus Trier erwerben. BeiDrees steht dagegen Frankfurt zum Verkauf. 6200 Euro kostet dieAnsicht aus dem Westend, halb Vedute, halb Impression. Dagegenschlagen die "Wellen" (bei Future 7, Förderkoje Berlin) besondershoch in einer eigenwilligen Hommage an die Ban-kenmetropole:changierend zwischen der tradierten Bildform derLandschaftsmalerei und den Amplituden eines Aktienportfolios.Wenn schon nicht in der Wirtschaft, dann liegt zur Zeit immerhineinige Kraft in der Malerei.Bis 1. Mai, tägl. 11 bis 20 Uhr,Katalog 6 Euro.mar

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort