Den eigenen Weg über die Farbe finden

Gangenbach/Trier · Auch nach seinem Umzug in den Schwarzwald bleibt Guido Bidinger unvergessen, als eine der herausragenden Persönlichkeiten der Trierer Kunstszene. Jetzt ist der Maler, dessen Bilder sich in zahlreichen Sammlungen befinden, im Alter von 96 Jahren gestorben.

 Guido Bidinger bei einer Ausstellung in der Tuchfabrik in Trier 2007. TV-Foto: Archiv

Guido Bidinger bei einer Ausstellung in der Tuchfabrik in Trier 2007. TV-Foto: Archiv

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Gangenbach/Trier. "Dass ich meine Farbe sehen kann" hatte er an seinem 80. Geburtstag auf die Frage, was ihm Glück bedeute, spontan geantwortet. Immer neu die Farbe zu erkunden, sie leuchten zu machen, das blieb zeitlebens Guido Bidingers Herzenswunsch.
Bis in seine späten Jahre machte sich der Trierer Maler und Grafiker zu solchen Erkundungsgängen auf. Er blieb ein Suchender in der Farbe, die ihm Instrument wie Gefährtin war, nicht zuletzt auf dem Weg zu sich selbst wie zu seinen Mitmenschen.
Auch wenn in manchen seiner Bilder auch Figürliches zu erkennen ist: Bidinger war ein Farbmaler, ein Kolorist. In unzähligen Bildern hat der Künstler über die Farbe veräußert und in sie übersetzt, was ihn bewegte, begeisterte und bedrückte - all das, was er an Welterfahrung gespeichert hatte.
Mit der Welterfahrung hatte es erst einmal wenig strahlend begonnen für den 1920 geborenen Trierer. Gleich nach dem Abitur 1939 wartete der Krieg auf ihn. Zehn Jahre, davon fünf in russischer Kriegsgefangenschaft, stahl ihm der Krieg. Und wie er später erzählte, war es schon damals die Kunst, die den jungen kunstbegeisterten Autodidakten davor bewahrte, an der schrecklichen Wahrheit des Krieges zugrunde zu gehen.
Kriegsjahre als Lehrjahre


In späteren Zeiten pflegte der hochgewachsene Mann mit dem ernsten Blick zuweilen zu sagen, dass jene düsteren Jahre seine eigentlichen Lehrjahre gewesen seien. Zurück in Trier besuchte der angehende Maler die Werkkunstschule, deren gemächlicher Betrieb, wie er sich in einem Gespräch erinnerte, so gar nicht seinem Temperament entsprach.
Bevor er sich als Kunsterzieher und Werklehrer seiner großen Liebe, der Kunst, widmen konnte, galt es allerdings, einen Brotberuf zu erlernen und die Familie zu ernähren. Bidinger lernte das Malerhandwerk und machte seine Meisterprüfung. Seiner Heimatstadt blieb er zeitlebens eng verbunden.
Bis zu seinem Umzug in den Schwarzwald 2005 hat Guido Bidinger in Trier gelebt und gearbeitet. Dort gehörte er zu den ältesten Mitgliedern der Gesellschaft für Bildende Kunst. 1964 wurde er zudem mit dem Ramboux Preis der Stadt Trier ausgezeichnet. Zahllos sind Bidingers Malschüler, denen er in der Moselstadt mit Rat und Tat zur Seite stand. Andere Auszeichnungen kamen dazu.
Einer, der nicht über den eigenen Kirchturm hinausschaute und nichts Neues wagte, war der Maler allerdings nie.
Reisebilder


Nicht nur, dass er in den 1970er Jahren ein eigenes Keramikstudio gründete.Auch weit in die Welt führten ihn seine Reisen - bis hin nach Bali und nach China. Was er dort erlebte, hielt er in seinen Zeichnungen und den lichten, bisweilen duftigen Reiseaquarellen fest.
Als dem Menschen zugewandt und als Maler von großer Farbkraft bleibt Guido Bidinger in Erinnerung. Über seine Bilder wolle er mit anderen Menschen ins Gespräch kommen, hat der Künstler einmal erklärt. Über seinen Tod hinaus führen diese leuchtenden Farbuniversen den Dialog fort mit ihrer Farbmacht, Sinnenfreude und Beseeltheit. er

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