Den Kopf voller neuer Ideen

Trier · Acht Spielzeiten gehörte der gebürtige Mexikaner Reveriano Camil zum Trierer Tanz-Ensemble. Dass er in der Stadt bekannt ist, hat aber auch mit seinem Engagement außerhalb der Theatermauern zu tun.

 Ist längst in Trier zu Hause: Reveriano Camil bleibt auch nach dem Karriere-Ende. Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Ist längst in Trier zu Hause: Reveriano Camil bleibt auch nach dem Karriere-Ende. Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Als er 2005 zum Vortanzen an die Mosel kam, ging er buchstäblich auf dem Zahnfleisch. Das letzte ersparte Geld war für eine dreiwöchige Bewerbungs-Tour in europäischen Theatern draufgegangen. Außer dem Rucksack und dem Rückflugticket nach Kanada, wo er zu diesem Zeitpunkt lebte, hatte er nichts mehr. Doch dann bot ihm Triers Tanztheaterchef Sven Grützmacher einen Job an - und Reveriano Camil blieb.
Inzwischen ist er hier so heimisch geworden, dass er den Trie rern auch nach dem Ende seiner Theaterkarriere erhalten bleibt. Das Publikum, vor allem das weibliche, hat ihn längst liebgewonnen, obwohl der elegante Tänzer mit dem Flair eines Latin Lovers in Grützmachers tiefenpsychologischen Dramen nicht immer in den Hauptrollen besetzt wurde.
Aber Camil schärfte sein Profil in zahlreichen Projekten außerhalb des Theaters. Unermüdlich produzierte er neue Ideen, tat sich für "Bleistiftmusik" mit bildenden Künstlern zusammen, kooperierte mit Tänzern in Luxemburg, lieferte ein Tanzstück zum Heiligen Rock. Berührungsängste kennt er nicht, auch nicht zu eher volkstümlichen Formen der Tanzkunst: So trainiert er seit Jahren die Garde der Karnevalsgesellschaft Heuschreck.
So dürfte er in Trier einer der bekanntesten Theater-Künstler sein - jedenfalls gemessen daran, wie oft er sein Fahrrad anhalten muss, wenn er in der Stadt unterwegs ist, weil ihn wieder mal jemand ins Gespräch zieht. Kein Wunder also, dass er hier bleiben will, den Kopf voll Ideen für die Zeit nach dem festen Engagement. Und wenn, dann richtig: Zum Jahresende wird der Mann, der sein Alter so sorgfältig verschweigt wie sonst nur Diven, deutscher Staatsbürger.
Dass er aushilfsweise noch mal im Theater auftritt, will er nicht ausschließen - schließlich sei man "in Freundschaft auseinander gegangen". Und da sind viele tolle Erinnerungen: an Produktionen wie "Piaf" und "Dance around the world", aber auch an das denkwürdige Weltmusik-Konzert, als Reveriano Camil mit dem Philharmonischen Orchester lateinamerikanische Musik in Bewegung umsetzte - und das Publikum in Trance brachte.
Am Sonntag hebt sich bei "Falco" zum letzten Mal der Vorhang für "Rev" - das Wiedersehen anderswo in Trier dürfte nicht lange auf sich warten lassen.Extra

Noch ein Abschied zum Saison-Ende: David Scherzer, seit Beginn der Ära Grützmacher eine herausragende Gestalt im Trierer Tanz-Ensemble und Interpret vieler großer Rollen, beendet aus gesundheitlichen Gründen seine aktive Karriere. Der 33-Jährige bleibt dem Trierer Haus aber als Ballettmeister und Assistent von Sven Grützmacher erhalten. DiL

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