Den Raum fassen

Mit einem Fast-Klassiker eröffnet die Galerie Contemporanea in Oberbillig ihre Ausstellungssaison. In einer sehr reizvollen Schau werden dort Arbeiten des Franzosen Jean Mauboulès gezeigt.

 Jean Mauboulès vor einer Wandarbeit. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Jean Mauboulès vor einer Wandarbeit. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Oberbillig. Er sieht genauso aus, wie man sich einen "Konkreten" vorstellt: schlank, schmales Gesicht, kahler Kopf über skeptischen Augen hinter der randlosen Brille. Tatsächlich hat sich Jean Mauboulès ein Leben lang mit Themen der konkreten Kunst auseinander gesetzt. Der Linie, dem geometrischen Raumkörper gilt das Interesse des französischen Bildhauers. "Die konkrete Kunst interessiert mich seit jeher", nickt der 1943 geborene zwischenzeitliche Wahlschweizer. Ihre Fahnenträger Max Bill oder Paul Lohse hat er natürlich auch gut gekannt. Mauboulès Anliegen ist es, das Unsichtbare sichtbar zu machen, vermeintliche Leere zu fassen, der Idee Raum zu geben. Zwitterleben zwischen Idee und Wirklichkeit

Wenn es um gefasste Leere geht, kommt ein anderer Großer der modernen Kunst ins Spiel, der auch in Trier gegenwärtig ist, der Spanier Eduardo Chillida. "Chillida bin ich sehr nah," bestätigt der bei Pau geborene Künstler. "Er kommt wie ich aus den Pyrenäen". Moboulès Skulpturen sind freilich weniger schwer, als die des Spaniers. Sie führen ein Zwitterleben zwischen Idee und fassbarer formaler Wirklichkeit zwischen Umrisszeichnung und Körper. Am schönsten sind seine Wandarbeiten. Sie haben etwas von einem leicht hingeworfenen Gedanken, einer spontanen bildnerischen Idee. Weit mehr planvollen gestalterischen Willen offenbaren Mauboulès Arbeiten aus Corten - Stahl. "Da mache ich in der Tat viel mehr Vorzeichnungen", bestätigt der Künstler. Dabei wird er dann auch schon mal formalistisch. Gemein ist allen seinen Werkgruppen die elegante Leichtigkeit, das offene Programm seiner in Form gebrachten Raumideen. Ihre raffinierte, dabei fragile Balance verrät den weltläufigen Intellektuellen, der um die Vorläufigkeit aller Erkenntnis weiß und dem das Experiment Lebenselixier ist. Interessant ist Mauboulès Spiel mit der Leere auch in seinen Glasarbeiten. Mittels Aquarellfarbe macht er dort das vermeintlich Immaterielle des durchsichtigen Stoffes als Materie sichtbar. Ausgesprochen schön: Mauboulès schwarz-weiße Arbeiten auf Papier, in denen er in die Fläche verlagert, was er andernorts im Raum praktiziert. Öffnungszeiten: Di. - Sa. 15-19 Uhr und nach Vereinbarung, anschließend nach Voranmeldung, Telefon: 06501-12297, www.contemporanea.de

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