Der Arzt, dem die Patienten vertrauen
WITTLICH. International ist er berühmter als sein singender Bruder: Dietrich Grönemeyer. In Deutschland wurde der Arzt vor allem wegen seiner leicht verständlichen Medizinbücher berühmt. Am Freitag liest er im Rahmen des Eifel-Literaturfestivals in Wittlich.
Grönemeyer - bei dem Namen denken die meisten an Herbert, den Schauspieler ("Das Boot") und Musiker, der mit "Bochum" und "Männer" in den 80-er-Jahren seinen Durchbruch hatte. Doch es gibt noch einen nicht weniger berühmten Bruder: Dietrich Grönemeyer, Arzt, Professor und erfolgreicher Buchautor. International ist der 53-Jährige schon längst ein Star: Drei Mal wurde er in den USA zum "Man of the Year" gekürt, die Engländer ernannten den Bochumer sogar zum "Man of the Millennium" (Mann des Jahrtausends). 2003 erhielt er den World Future Preis aus den Händen von Russlands Ex-Präsidenten Michail Gorbatschow. Im gleichen Jahr wurde als Weltbürger des Jahres ausgezeichnet. Seit 1990 ist er Professor für Radiologie und Mikrotherapie - er ist Inhaber des weltweiten ersten Lehrstuhls in dieser Disziplin, als deren Mitbegründer er gilt. Es handelt sich um eine Operationsmethode der kleinen Schnitte, der Patient soll durch den Eingriff mit computergesteuerten Laser-Strahlen möglichst wenig verletzt werden. Aber erst seine Bücher, in denen er für eine sanfte Medizin eintritt, machten ihn einem breiten Publikum bekannt. Seinen "literarischen Durchbruch" schaffte er vor drei Jahren mit "Mensch bleiben" - ein Jahr nachdem sein Bruder Herbert mit der CD "Mensch" sein grandioses Comeback feierte. Dietrich Grönemeyer galt von da an als der Arzt, dem die Menschen vertrauen, ein Arzt mit Verständnis für die Kranken. Der eher schüchterne Professor wurde über Nacht zum bekanntesten Mediziner Deutschland. Sein 2004 erschienenes " Mein Rückenbuch" wurde zum Bestseller: Rückenschmerzen kurieren ohne Chemiekeulen, sondern durch bewussteres Leben. "Lebe unverkrampft und ohne Angst", ein Motto, das sich immer wieder in seinen Büchern findet. Zur sanften Medizin gehören für ihn auch Menschlichkeit und Zuwendung. Er will Brücken schlagen zwischen Schulmedizin und alternativen Heilmethoden. "Ich versuche, mich im Spannungsfeld zwischen High-Tech und Naturheilkunde zu bewegen und bei den Methoden so sanft wie jeweils möglich vorzugehen", sagte er in einem Interview. Der Arzt muss den Patienten helfen, sich selbst zu heilen, Vertrauen ist die Basis zur Heilung. Vielleicht war es sein früherer Berufswunsch, Pastor zu werden, der ihn dazu brachte, das Menschliche und mehr Mitgefühl in die Apparate-Medizin zu bringen. Kein Wunder, dass er ein scharfer Kritiker des deutschen Gesundheitswesens und der unzähligen Reformansätze ist. Etwas Missionarisches liegt seinen Büchern noch immer zugrunde. In "Der kleine Medicus" vermittelt er Kindern, worauf es in Sachen Gesundheit ankommt und wie der menschliche Organismus funktioniert. Grönemeyer schafft es in dem 2005 erschienen Buch, spielerisch ein Bewusstsein für den eigene Köper zu schaffen und für das, was ihn gesund erhält. Wochenlang belegte das witzig geschriebene Buch Spitzenplätze in den Bestsellerlisten. Das dürfte auch mit seinem neuen Buch "Lebe mit Herz und Seele" (erschienen im August) nicht anders werden. Es gilt als das persönlichste Buch Grönemeyers. Darin gibt er Alltagsweisheiten, die eigentlich jeder irgendwo gespeichert hat, für mehr Wohlbefinden und Lebenslust wieder. Es ist sein leidenschaftlicher Beitrag zur Wertediskussion. Am Freitag, 27. Oktober 2006, 20 Uhr, liest Dietrich Grönemeyer in der Wittlicher Synagoge aus "Lebe mit Herz und Seele". Es gibt noch wenig Restkarten an der Abendkasse.