Der Autor des "Kapitals" wird zum Muntermacher

Trier · Wie Karikaturisten Karl Marx und seine Folgen sehen, zeigt eine Ausstellung der Volkshochschule Trier im Palais Walderdorff. Bis Ende des Monats sind etwa 60 Zeichnungen zu sehen.

 Karl Marx beim Einkauf von Hammer und Sichel zeigt diese Karikatur von Gerhard Glück. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Karl Marx beim Einkauf von Hammer und Sichel zeigt diese Karikatur von Gerhard Glück. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. "Munterwerden mit Old Charlie", empfiehlt die Karikaturen-Ausstellung, die derzeit im Foyer des Palais\' Walderdorff in Trier zu sehen ist. Wie munter man bei der Beschäftigung mit Karl-Marx wird, mag individuell verschieden sein. Fest steht indes, dass ein Mann, der die Geister dermaßen scheidet wie der Vater des "Kapitals", selbstredend ein Topthema für Karikaturisten ist. Deren spitzen Stiften liefert der Philosoph aus Trier bis heute jede Menge Stoff.
Die Trierer Ausstellung steht im Zusammenhang mit einem Buchprojekt. Unter dem Titel "Grüß Gott! Da bin ich wieder" haben die beiden Marx-Forscher Rolf Hecker (Berlin) und der Japaner Shunichi Kobo sowie der Bibliothekar und Sammler Hans Hübner (ebenfalls aus Berlin) im Eulenspiegel-Verlag eine Sammlung von 600 Karl-Marx-Karikaturen herausgegeben. In Trier wird davon eine Auswahl von 60 Blättern gezeigt.
Bitterböse Satire


Die satirischen Arbeiten, deren älteste aus dem 19. Jahrhundert stammt, kommen aus internationalen privaten Sammlungen, Archiven und Bibliotheken. Jede Menge Erheiterndes bietet die Schau, manch Bissiges und viel Interessantes. So wie Lorenz Clasens berühmter "Gefesselter Prometheus", der 1843 als Protest gegen das Verbot der Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe in Köln erschien, bei der Marx Redakteur war. Bitterböse Satire und Schwarzer Humor pur ist John Hartfields Karikatur "Durch Licht zur Nacht", das 1933 unter dem Eindruck von Goebbels Bücherverbrennung entstanden ist. Waffe und Widerstand im Bild ist auch der von Gartenzwergen gefesselte Karl Marx, den Harald Kretzschmar 1990 in der Endphase der DDR zeichnete.
Unter den Schöpfern der Blätter finden sich bekannte Namen wie Jürgen Tomicek, dessen Karikaturen auch im Volksfreund erscheinen, und Klaus Stuttmann, zu dessen Kunden Formate wie der Tagesspiegel gehören. Jürgen Tomiceks spitze Feder bringt mit Witz auf den Punkt, was dieser Tage im Himmel lief. Dort muss auf Wolke sieben Ludwig Erhard in der Zeitung von der Enteignung der Hypo Real Estate lesen, während Himmelsbruder Karl Marx zufrieden grinsend "Victory" signalisiert.
Der Bilder und Anekdoten sind noch mehr: darunter Gerhard Glücks Baumarktkunde Karl Marx oder H. J. Krauss\' unschuldige Weihnachtsmänner. Auch Tullio Percolis bekanntes Marx-Porträt mit rotem Schnurrbart lässt einmal mehr schmunzeln. In jedem Fall eine heitere und sehenswerte Schau. Schön wäre ein Infoblatt als Handreichung, auf dem etwas mehr über die Zeichner und vielleicht den Hintergrund gerade der historischen Karikaturen zu erfahren ist. er
Die Schau ist noch bis 31. Mai während der Öffnungszeiten des Palais\' Walderdorff zu sehen. Kontakt: Telefon 0651/7181430, www.vhs-trier.de

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