Der Drachentöter des Großherzogs

Luxemburg · Bereits zum Deutschlandbesuch des großherzoglichen Paars hatte der Luxemburger Hof seine Silberkammer geöffnet. Jetzt ist die in Berlin gezeigte Schau, neu und sehr informativ präsentiert, in Luxemburg zu sehen.

 Detail aus einem Tafelaufsatz mit der Darstellung der Drachentötung durch St. Georg. Foto: Museum

Detail aus einem Tafelaufsatz mit der Darstellung der Drachentötung durch St. Georg. Foto: Museum

Luxemburg. Sein Tafelsilber zu verkaufen ist stets anrüchig. Steht doch das wertvolle Tafelgerät auch sinnbildlich für den harten Kern, sprich den wertbeständigsten Teil eines Vermögens. Neben der Vorsorge für Notzeiten stellt das kostbare Gerät aus Gold und Silber aber auch die herausragende Bedeutung seines Besitzers dar. Aufbewahrt wurde der goldene und silberne Besitz in eigenen Silberkammern. Bis heute gehört ihr Inventar zu den Prunkstücken höfischer Pracht und Selbstdarstellung.
Wie sich die Bedeutung der Luxemburger Dynastie, das Haus Luxemburg-Nassau, im Laufe der Jahrhunderte im Silber und Gold ihrer Tafel darstellte, zeigt jetzt eine ebenso prächtige wie informative Ausstellung im Luxemburger Nationalmuseum. Für einige Wochen hat die großherzogliche Familie ihre Silberkammer geöffnet und deren Glanzstücke, die in der Luxemburger Kunstwelt einzigartig sind, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Mehrzahl der Goldschmiedearbeiten, vorwiegend Tafelsilber, ist Teil des Fideikommiss, also unveräußerliche dynastische Erbmasse. Bis heute stellt er die Monarchie dar und wird bei Staatsbesuchen, aber auch bei bedeutenden dynastischen Ereignissen wie der Hochzeit des Erbgroßherzogs, verwendet.
Unter den über 500 ausgestellten Kostbarkeiten, deren Herkunft von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert reicht, sind prunkvolle Terrinen, schön gearbeitete Bestecke, Leuchter, Toilettenservice und vieles mehr. Ausgesprochene Highlights sind der goldene Münzpokal aus Nürnberg von 1550 und die prachtvollen, mit antiken römischen Goldmünzen verzierten Pokale von 1695/96 eines Frankfurter Goldschmieds aus dem Besitz des Trierer Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck. Zu den Attraktionen der Schau gehört zudem der silberne Tafelaufsatz aus London von 1850/51 mit seiner hochdramatischen Darstellung der Drachentötung durch St. Ge org.
Allerdings hat die eindrucksvolle Schau noch weit mehr zu bieten als reine Augenfreude. Schön anzuschauen und inhaltlich ergiebig bietet sie eine reiche Fülle historischer und kulturgeschichtlicher Informationen. Im Inventar der Luxemburger Silberkammer stellt sich gleichermaßen eine kosmopolitische Dynastie wie auch ein Stück europäischer Geschichte dar. Wappen und Kronen, die unterschiedlichen Herkunftsorte der silbernen und goldenen Ausstellungsstücke geben Auskunft über dynastische Strukturen des Hauses Luxemburg-Nassau, wie über seine Entwicklung und Wechselbeziehungen. So findet sich in der Luxemburger Silberkammer niederländisches Silber aus Den Haag. Das sogenannte "russische Tafelservice", die Mitgift der russischen Großfürstin Elisabeth Michailowna, stammt aus Frankreich. Andere Stücke kommen aus Deutschland, England, Belgien und anderen Ländern.
Nicht zuletzt ermöglicht die Schau einen stilistischen Überblick über die europäische Goldschmiedekunst von der Renaissance bis zum Historismus des späten 19. Jahrhunderts sowie über wichtige Goldschmiedezentren wie Nürnberg, Augsburg, Frankfurt oder London.
Auch für die Luxemburger Dynastie diente die Silberkammer gleichermaßen der Selbstdarstellung wie der Vermögensanlage. Auch das Luxemburger Silber wurde zeitweise benutzt, um Kriegsschulden zu bezahlen, es wurde zur Münzprägung eingeschmolzen. Im Gegenzug erhielten die Luxemburger als Folge der Napoleonischen Kriege und der Säkularisation Teile des kurfürstlichen Trierer Silbers als Entschädigung.
Man wolle den Luxemburgern über die Silberkammer-Schau die eigene Dynastie nahebringen, sagte Großherzogin Maria Teresa zur Eröffnung. Eine wahrhaft glänzende Idee.
Bis 13. Januar, Öffnungszeiten: Di -So 10-18 Uhr, Do 17-20 Uhr freier Eintritt, Tel.: 00352 47 93 30-1, www.mnha.lu

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