Der erste Preis fällt aus

Hermann Schroeder ist in der Musikwelt ein Name, an dem man nicht vorbeikommt. Bereits zum sechsten Mal ist nun ein Organistenwettbewerb zu Ehren des ehemaligen Trierer Domorganisten ausgerichtet worden.

Trier. Trier ist eine Stadt, in der die Orgelmusik offensichtlich großgeschrieben wird. Der vergangene Samstag war ein beredtes Beispiel hierfür. Trotz zahlreicher anderer Veranstaltungen, unter anderem der Museumsnacht, fanden über 400 Musikfreunde den Weg in den Dom, wo drei junge Organisten um den Hermann-Schroeder-Preis kämpften.
Hunderte Fans pilgern in den Dom



Dabei hatte es in der Mittagszeit in der Reihe "Musik aus dem Schwalbennest" schon ein Orgelkonzert gegeben, bei dem, so Domorganist Josef Still, bereits mehr als 300 Zuhörer gezählt wurden.
Der Hermann-Schroeder-Wettbewerb ist ein internationaler Wettstreit, der alle zwei Jahre von der Hermann-Schroeder-Gesellschaft in Kooperation mit dem Mosel Musikfestival und dem Kultursommer Rheinland-Pfalz ausgeschrieben wird. In diesem Jahr waren es 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus acht Ländern, die für die drei Runden an die Mosel gekommen waren.
Dabei ging es ihnen erst in zweiter Linie um das Preisgeld zwischen 1000 und 4000 Euro. Wichtiger war ihnen das Renomme, das mit dem international anerkannten Preis verbunden ist und ein Schmuckstück für die Vita darstellt.
Die Jury bestand aus dem ehemaligen Kölner Domorganisten Clemens Ganz, Anne Froidebise (Liège), Alan Wirth (Luxemburg), Johannes Geffert (Köln), Andreas Rothkopf (Saarbrücken) und Josef Still - alle Experten des Orgelspiels. Es war keine leichte Aufgabe, beim Wettbewerb eine Entscheidung zu fällen. Das Niveau der Teilnehmer, so war von der Jury zu hören, war sehr hoch. Nach den ersten beiden Durchgängen in der Pfarrkirche St. Antonius blieben für die Endausscheidung im Dom drei Teilnehmer übrig.
Doch da schien doch die Nervosität die Oberhand zu gewinnen, denn obwohl sich das Trio mit Bravour ins Finale gespielt hatte, konnte die Jury keinen ersten Preis vergeben. Vorgabe für das Finalkonzert war ein großes Orgelwerk von Johann Sebastian Bach, ein großes Werk von Schroe der sowie eine kleine Komposition aus der Romantik. Die Jury entschied sich für zwei zweite Preise: Sie gingen zum einen an den Italiener Giuseppe Raccuglia, der auch mit deutlichem Vorsprung den Publikumspreis erhielt, und an die Polin Maria-Magdalena Kaczor.
Der dritte Preis wurde der Koreanerin Hayung Yang zuerkannt, die von Bach Fantasie und Fuge g-Moll, BWV 542, den zweiten Satz aus der ersten Sonate von Felix Mendelssohn Bartholdy und ebenfalls Schroeders Choralpartita "Veni creator" gespielt hatte.
Ein Förderpreis ging an die Tschechin Barbara Rosolová.
Hermann Schroeder wurde 1904 in Bernkastel-Kues geboren. Sein Abitur machte er am Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und war in dieser Zeit auch Mitglied des Domchores. Er studierte in Innsbruck und Köln Theologie sowie Kirchen- und Schulmusik. In Trier hat er auf verschiedene Weise seine Spuren hinterlassen. Er war vor dem Krieg Domorganist und Direktor der städtischen Musikschule. Nach dem Krieg war er Organist an der Basilika St. Paulin. Schon 1946 wurde er an die Kölner Musikhochschule berufen, wo er zwei Jahre später eine Professur erhielt. Schroeder war einer der bedeutendsten Kirchenkomponisten des 20. Jahrhunderts und hat, als er 1984 starb, ein umfangreiches Werk insbesondere im Bereich der Orgel- und Chormusik hinterlassen. Zusammen mit seinem Lehrer Heinrich Lemacher verfasste er etliche Standardwerke, wie etwa über die "Harmonielehre". Es stellte jahrzehntelang die Grundlage für den Musikunterricht dar. gkl

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