Literatur Der Sprachvirtuose

Trier · „Der erste unserer Sprachmenschen.“ Neue Einsichten zum Werk von Martin Walser.

 Der erste unserer Sprachmenschen von Martin Walser

Der erste unserer Sprachmenschen von Martin Walser

Foto: TV/Verlag

Martin Walser – ein einzigartiger Sprachvirtuose. Das ist das einhellige Urteil renommierter Literatur- und Sprachwissenschaftler sowie des Büchner-Preisträgers Arnold Stadler, eines Weggefährten und Freundes des Autors vom Bodensee. „Wenn du nicht gewesen wärst, Sprache, hätte es mich nicht gegeben.“ Dieses Zitat des Schriftstellers prangt in fetten gelben Lettern am Kopf des rückwärtigen Buchumschlags. Doch da die Sprache ja glücklicherweise existent ist und er fantastisch mit ihr umgehen kann, konnte Martin Walser am 24. März 2017 bereits seinen 90. Geburtstag begehen. Aus diesem Anlass veranstalteten wenige Tage zuvor in Überlingen am Bodensee, seinem Wohn- und Arbeitsort, Walser-Kenner und -Freunde zu Ehren des großen Schriftstellers ein Kolloquium. Diese Walser-Hommage ist jetzt – herausgegeben von Wolfgang Herles (Ex-ZDF-„Aspekte“-Moderator) und Siegmund Kopitzki – unter dem Titel „Der erste unserer Sprachmenschen“ mit sechs Beiträgen sowie einem äußerst informativen Vorwort der Herausgeber erschienen.

Anton Philipp Knittel thematisiert den Heimatbegriff bei Walser, Peter Blickle dessen schwierige Liebe zu Amerika, wo sich der Schriftsteller mehrfach als Gastautor an Universitäten aufgehalten hat. Andreas Meier stellt seinen Beitrag unter das Thema „Zuflucht Sprache“, während sich Stefan Neuhaus mit Walsers Aphorismen und Gedichten beschäftigt. Jörg Magenau setzt sich mit Kritik und Zustimmung bei Walser auseinander. Der Schriftstellerkollege Arnold Stadler, bekannt vor allem durch seinen Roman „Mein Hund, meine Sau, mein Leben!“ (1994), nennt seine Hommage gar „,Das Leben ist schön‘. Martin Wal­sers 90. Sonnenumrundung“– und schreibt geradezu eine Liebeserklärung an „Mardtin“. Ein gelungener, rundum informativer Sammelband, der dem schriftstellerischen Werk Martin Walsers – trotz der inhaltlichen sexuellen Ausschweifungen in den letzten „Romanen“ – den ihm gebührenden Platz in der deutschen Gegenwartsliteratur zuweist.

 Der Schriftsteller Martin Walser. Über sein Werk ist ein neues Buch erschienen.

Der Schriftsteller Martin Walser. Über sein Werk ist ein neues Buch erschienen.

Foto: dpa/Felix Kästle

„Der erste unserer Sprachmenschen.“ Neue Einsichten zum Werk von Martin Walser. Hrsg. von Wolfgang Herles und Siegmund Kopitzki, Südverlag Konstanz 2018, 192 Seiten, zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos, 20 Euro.

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