Der Geist des Meisters in tausendfacher Gestalt

In der Jugendstil-Kellerei Julius Kayser in Traben-Trarbach eröffnet am Dienstag, 8. Dezember, ein Buddha-Haus, das als einzigartig in Europa gilt: Es beherbergt eine außergewöhnliche Buddha-Figuren-Sammlung.

Traben-Trarbach. (sos) Wer war dieser Mann, dessen Geisteshaltung heute mehrere Hundert Millionen Anhänger hat? Nicht nur sein Denken lebt in denen weiter, die dem Buddhismus zugetan sind. Auch ein Bildnis des Meisters aus Fernost haben sich die Menschen gemacht: Rund 500 Jahre nach seinem Tod begann die Kunst, dem geistigen Vater des Buddhismus menschliche Gestalt zu verleihen.

In Traben-Trarbach nun ruht Buddha im Lotussitz, hebt schreitend die Hand zum Gegenüber oder empfängt den Betrachter liegend - eine Darstellung des Todes Buddhas. Übermannsgroß, fingelnagelklein, in Gold gewandet, mit bronzener Brust, prächtig geschmückt, farbig gefasst: Unglaublich vielfältig ist die Traben-Trarbacher Präsentation, die ihresgleichen sucht und um einen Mann kreist.

Buddhismusforscher Hans Wolfgang Schumann sagt: "Das ist die erste Ausstellung dieser Art, die ich in meinem Leben gesehen habe." Er hat viel gesehen und unter anderem über den "historischen Buddha" publiziert, der Anlass für alle Exponate ist. Denn dessen Ideen haben Manfred Preuß fasziniert. Aus einem "Faible" wurde die über 20 Jahre gewachsene private Sammlung, die bald für die Öffentlichkeit erlebbar wird.

Außergewöhnlich ist auch der Ort, an dem das Mona Lisa gleiche Lächeln des "Erleuchteten" gleich tausendfach zu sehen ist: die aufwendig sanierte Jugendstil-Kellerei Julius Kayser, die unter Denkmalschutz steht. Sie gilt selbst als kunsthistorischer Sonderfall. Es ist die einzige im Jugendstil erbaute Kellerei weltweit. Nach zwölfmonatigem Umbau treten Architektur und Ausstellung in einen harmonischen Dialog. Dazu wird der legendäre Mann mit denen, die ihn in Traben-Trarbach kennenlernen wollen, hochmodern in Kommunikation treten: Flachbildschirme informieren, später wird es mehrsprachige i-Pod-Führer geben, ein Raum steht bereit für Vorträge, Podiumsdiskussionen.

Zum Verlöschen von Gier, Hass, Unwissenheit, der Freiheit von Leid führe das buddhistische Lebensziel, heißt es. Nirwana nennt sich diese Erlösung. Dieser Vorstellung haben Menschen später ein Antlitz gegeben: So ermöglichen die Buddha-Figuren heute an der Mosel eine Begegnung mit der fernöstlichen Philosophie. Übrigens: Dickbäuchig ist Buddha nicht. Diese landläufig als Buddha-Figur bekannte ist gar keine, klärt Claus Rettig, Fachmann für fernöstliche Kunst, bei der gestrigen Vorabpräsentation: Diese Figur gehe auf einen Mönch zurück, der etwa 1000 nach Christus in China lebte.

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