Der Hochglanz-Mozart

LUXEMBURG. (gkl) Mit zwei Klavierkonzerten und einer Sinfonie erwiesen das Chamber Orchestra of Europe und der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard in der Luxemburger Philharmonie Wolfgang Amadeus Mozart die Ehre. Das Ergebnis war ein schönes Konzert, dem aber die Spannung und das Überraschungsmoment fehlte.

Wolfgang Amadeus Mozart war das Konzert des Chamber Orchestra of Europe (COE) und des dirigierenden Pianisten Pierre-Laurent Aimard in der Philharmonie Luxemburg gewidmet. Eine Sinfonie und zwei Klavierkonzerte standen auf dem Programm. Als erstes fiel auf, dass längst nicht so viele Besucher den Weg in die Philharmonie fanden, wie man es hätte erwarten können. Ist das Publikum etwa mozartmüde? Geboten wurde die Sinfonie A-Dur Nr. 29, KV 201, sowie die Konzerte Nr. 19 in F-Dur, KV 459, und Es-Dur Nr. 9, KV 271. Sattsam Bekanntes also aus dem Fundus des Komponisten, jedes Werk für sich genommen ein Publikumsmagnet. Mit dem COE saß ein Ensemble auf der Bühne, das seine Lorbeeren verdient hat und sich seit seiner Gründung im Jahre 1981 einen ausgezeichneten Ruf erworben hat. Handwerklich absolut saubere Arbeit ist man von diesem Orchester gewöhnt, auch in Luxemburg wurde das Publikum nicht enttäuscht. Präzises Agieren, sicheres, makelloses Zusammenspiel, alles, was ein gutes Orchester auszeichnet, konnte der Zuhörer erleben. Aimard hat einen guten Ruf, ist keine unbekannte Größe im europäischen Musikleben, in erster Linie natürlich als Pianist. Exquisite Voraussetzungen also für einen anregenden Abend. Aber gerade der wollte sich nicht einstellen. Geboten wurde im Grand Auditorium ein glatter, auf Hochglanz polierter Mozart, bei dem fast alles vorhersehbar war. Keine echten Spannungsbögen, keine Überraschungsmomente. Dem teilweise großen Gestus im Dirigat von Aimard folgte nicht das, was man erwartete. So kam die Sinfonie ein wenig zu heiter daher, ließ Aimard die geistige Tiefe vermissen. Bei den Konzerten erschwerte er sich das Ganze durch seine selbst auferlegte Doppelfunktion. Da blieben gelegentlich Basspartien im Klavier auf der Strecke, weil die linke Hand gerade für das Dirigat benötigt wurde. Schade.Merkwürdige Konstruktion aus Plexiglas-Scheiben

Etwas merkwürdig mutete eine Konstruktion aus sechs Plexiglas-Scheiben auf dem Flügel an, die den Klang zu den Zuhörern lenken sollen, wenn der Deckel des Flügels abgenommen und der Pianist mit dem Rücken zum Publikum sitzt. Eine Konstruktion, die Aimard mit der Firma Steinway entwickelt hat. Sicherlich gibt es Konzertsäle, in denen dies nötig ist. Aber in der Luxemburger Philharmonie, nicht zuletzt wegen ihrer ausgezeichneten Akustik gerühmt, ist eine solche Vorrichtung überflüssig.

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