Der Kasper und seine Zicke

Trier · Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch. So heißt Mario Barths aktuelles Bühnenprogramm. Am peinlichsten ist er selbst. Eine gewollte und gesteuerte Peinlichkeit, die ihn, dem jeder Wortwitz fehlt, zu Europas erfolgreichstem Komiker gemacht hat. In Trier trat Barth vor 4500 Zuschauern in der ausverkauften Arena auf.

Mario Barth ist eine arme Sau. Seit 13 Jahren ist er laut eigener Aussage mit seiner Freundin zusammen. Seit zehn Jahren ist diese Freudin die Basis seiner Bühnenprogramme. Die Dame vereint alle Stereotypen und Plattitüden in sich, die der klassische Blondinenwitz hergibt. Wobei das Publikum nie erfahren hat oder wird, ob sie tatsächlich blond ist, wie sie heißt oder welche Bücher sie mag. Bücher - ein tatsächlich absurder Gedanke. Die Frau kann wahrscheinlich gar nicht lesen.

Barths Faxen, Grimassen und Veitstänze auf der Bühne beruhen zu 99 Prozent auf den seiner Ansicht nach typisch weiblichen Attributen der Holden. Sie ist launisch, sie ist zickig, sie klammert, sie lästert, sie nervt, sie ist sogar zu doof, einen Spiegel zu benutzen. Darüber kann man(n) sich aufregen oder in gottergebener Resignation versuchen, der Situation nach dem ersten Tobsuchtsanfall ihre komische Seite abzugewinnen. Eine solche gibt es offensichtlich, denn Barth bringt sein Publikum zum Lachen. Wenn er mal wieder, haarsträubende Grimassen schneidend, über die Bühne wankt, um zu zeigen, wie seine Freundin aussah, als sie in all den Klamotten, die nicht mehr in den Koffer gepasst haben, in den Urlaubsflieger steigen wollte. Wenn er zeigt, wie sie vergeblich versucht, ihn in eine Parklücke reinzuwinken. Um nicht zu böse zu wirken, streut er immer wieder kleine Entschärfer ein. "Aber ich liebe sie trotzdem", sagt er dann.

Mario Barths reale Lebensgefährtin - er schottet sein Privatleben ebenso konsequent von der Öffentlichkeit ab wie Stefan Raab - hat sich sicher längst an diese gespielten Verunglimpfungen gewöhnt. Barths Bühnen-Freundin ist eine Fiktion, und er profitiert davon, sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Die Damen im Publikum lachen mit ihren Männern. Interessant und erstaunlich zugleich. Wirklich neu ist keine der Nummern. Themen und Pointen haben sich seit seinem ersten Bühnenprogramm 2001 kaum verändert. Dessen Titel: Männer sind Schweine, Frauen manchmal auch.

Seit zehn Jahren zieht Barth dieselbe Nummer durch und füllt damit komplette Stadien. Mit 70 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion hält er den Weltrekord für eine Ein-Mann-Comedy-Show. Deren Titel: Männer sind primitiv, aber glücklich. Es geht immer um die armen Männer und die Zicken an ihrer Seite, und das Thema ist ausdiskutiert und überstrapaziert. Barth hält daran fest. "Warum soll ich einen Stil ändern, mit dem ich so viel Erfolg habe?", hat er schon 2007 gefragt und mehr Toleranz von seinen Kritikern gefordert. Mario Barth polarisiert enorm, und auch das ist eine Basis seines Erfolgs. Doch Erfolg ist kein Synonym für Qualität. Das beweist Dieter Bohlen seit 30 Jahren.

Auch die Vorstellungen gestern und heute Abend in der Arena sind ausverkauft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort