Der König ist tot, es lebe der Duc

In der neuen Serie "Willkommen im Club" stellt der TV die besten Liveclubs der Region vor. Den Auftakt macht der Ducsaal, seit fast 30 Jahren eine Institution in Freudenburg. Und nicht nur eine Offenbarung für Bluesrock-Fans.

 Bier für die Band, viele Fans und eine Liebeserklärung: Andy Powell von Wishbone Ash fühlt sich im Ducsaal sichtlich wohl. TV-Foto: Andreas Feichtner

Bier für die Band, viele Fans und eine Liebeserklärung: Andy Powell von Wishbone Ash fühlt sich im Ducsaal sichtlich wohl. TV-Foto: Andreas Feichtner

Freudenburg. Vier Bier, bitte! Das ist die Ansage an die charmante Bedienung. Ruckzuck kommt sie mit den Gläsern. Als Antwort gibt es kein Geld vom Mann mit der Glatze, sondern ein "Ich liebe dich". Ins Mikrofon gehaucht.

Es ist eine typische Szene im Ducsaal in Freudenburg. Andy Powell hat Durst, der Gitarrist und Sänger von Wishbone Ash. Während des Auftritts bekommt er den Nachschub an die Bühne gebracht. Immerhin fast 300 Leute schauen sich den Auftritt der britischen Rock-Veteranen an. Und dennoch wäre ein Auftritt im eigenen Wohnzimmer kaum intimer, kaum heimeliger.

Konzerte im Ducsaal sind anders. Hier trennt keine dickarmige Security Fans von der Band. Das Bier kommt im Glas und die Musik von Herzen. Und Allüren spart man sich besser, wenn ein Auftritt in der Institution im Saargau ansteht. "Wer seine Gitarre nicht selbst von der Tür bis zur Bühne tragen kann, braucht gar nicht erst zu kommen", winkt Manfred Weber ab. Er ist der "Ducsaal-Manni". Patron, DJ, Koch, Designer und passionierter Livemusik-Förderer in Personalunion.

Über ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Weber dem alteingesessenen Familienbetrieb "König Johann" die Bühne zimmern ließ. Seitdem haben Tausende Musiker die Gitarrenkoffer ausgepackt, Röhrenverstärker und Basstrommeln in den Ducsaal geschleppt. Richie Havens war da, der einst Woodstock eröffnet hatte. Oder Folksänger Donovan. Oder Weltklasse-Gitarrist Robben Ford. Auch deutsche Bands wie Fury in the Slaughterhouse und Pur haben in ihrer Frühphase im Ducsaal gespielt. "Pur hatte damals angefragt, ob ich nicht eine Hallentour durch Süddeutschland für sie veranstalten würde", erinnert sich Weber. "Ich sagte ab. Ein Riesen-Fehler."

Andererseits: Weber hat sich im Ducsaal immer am wohlsten gefühlt. Hier thront er vor und nach den Konzerten oberhalb der Bühne in der DJ-Kabine, preist von dort die Künstler, die es demnächst in die 1500-Einwohner-Gemeinde zwischen Saarburg und Mettlach lockt. Ein paar Hallen-Veranstaltungen hat er gemacht, früher. "Aber das war nicht so meins."

Entscheidend ist für Weber, wie die Band live rüberkommt. Große Momente bescheren, das ist das Ziel. Zumindest aber sehr ordentliche Qualität auf die Bretter zu bringen. Ausreißer nach unten seien Gift fürs Image: "Es läuft alles über die Qualität. Die Leute haben weite Anfahrtswege. Zwei schlechte Konzerte - und sie kommen nicht mehr", sagt Weber. Man muss aber schon viel Pech haben, wenn man ein handwerklich dürftiges Konzert im Ducsaal erlebt. "Es kam in der ganzen Zeit nur zweimal vor, dass ich nach dem Auftritt einer Band lieber nicht mehr unter die Leute gegangen bin", sagt Weber.

Wie viele Konzerte er gemacht hat, seit dem ersten Konzert im Dezember 1982, damals mit, laut Eigenwerbung, "Tanz, Jazz, Dixieland, Deutscher Welle und der DLC-Combo (live)"? Weber kann es nicht genau sagen.

Am liebsten sind ihm die Künstler, die mit Leidenschaft auf eigene Songs setzen. Aber auch für die lange von ihm verachteten Tribute-Bands, mittlerweile öfter im Ducsaal zu Gast, entwickelt er langsam Verständnis. Wenn AC/DC- oder Queen-Epigonen rocken, ist der Laden meist voll. Da bleiben ein paar Euro über, um wieder talentierte Bluesrocker wie Jimmy Bowskill oder The Brew zu locken, die noch keinen großen Namen haben.

Die Ducsaal-Geschichte ist lang. Wie lange sie fortgesetzt wird, aber ungewiss. "Wir stellen uns in jedem Jahr wieder die Frage: Machen wir noch weiter?" Bisher lautete die Antwort immer: Ja, machen wir. Gemeinsam mit Peter Hahn, der seit Jahren fürs Booking zuständig ist. Gemeinsam mit dem Team. Als Belohnung gibt's immer wieder große Livekonzerte. Und ab und zu auch ein "Ich liebe dich".

Ducsaal

TV-Fazit: Ein echter Liveclub mit Faible für Blues und Blues-Rock - beste Kneipen-Atmosphäre und absolute Nähe zu den Künstlern inklusive. Größe: maximal 300 Zuschauer Besonderes: Der Name ist ein Wortspiel - "Ducksaal" ist eine regionale Bezeichnung für eine Empore in der Kirche, zum anderen ist "Duc" ein französischer Adelstitel (= Herzog). Internet: ducsaal.com Nächste Shows: 1.4. Jesus Volt, 3.4. Steve Schuffert, 16.4. Achtung Baby, 23.4. Pippo Polina, 24.4. Oli Brown, 30.4. The Shanes.

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