Trier. Manchmal hat man den Eindruck, dass der Ruhestand des Kirchenmusikers Reidenbach für den Komponisten Reidenbach eine Befreiung war. Seit er vor zwei Jahren den Posten des Regionalkantors verlassen hat und auch von den Aufgaben des Kirchenmusikers an St. Paulin in Trier entbunden wurde, fließt fast schon ein Werk nach dem anderen aus Joachim Reidenbachs Feder. Manches, das schon älteren Datums ist, wird überarbeitet. Vieles aber ist neu. Die Ideen gehen ihm nicht aus.
Das jüngste Opus, eine Partita über den Choral "Herzliebster Jesu, was hast Du verbrochen" war jetzt in Reidenbachs alter Wirkungsstätte St. Paulin zu hören. Sein Nachfolger, Regionalkantor Volker Krebs, hatte die Uraufführung des Werkes als Schluss- und Höhepunkt eines Konzertes zur Fastenzeit eingesetzt. Neben Reidenbachs Werk erklangen Kompositionen von Georg Böhm, Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms und Joseph Rheinberger.
Mit sehr abwechslungsreichen Klangfarben widmete sich Krebs etwa den Partiten "Ach wie flüchtig" von Böhm und "Sei gegrüßet, Jesu gütig" von Bach und zeigte damit auch gleich, dass Reidenbachs Opus in einer alten Tradition steht. Krebs zur Seite stand die Sopranistin Ursula Thies, die jeden einzelnen Choral vorstellte. Besonders beeindruckend aber war ihre Gestaltung von Rheinbergers "Sehet welche Liebe", dem sie punktgenau den notwendigen romantischen Ausdruck verlieh, ohne es kitschig werden zu lassen.
Nicht nur aufgrund des tadellosen Spiels von Krebs geriet Reidenbachs Partita tatsächlich zum Höhepunkt des Abends. Die insgesamt sechs Variationen mit denen hier der Choral ausgedeutet wurde, sind kompositorisch sowie ausführungstechnisch anspruchsvoll und inhaltsreich. Trotz moderner Tonsprache bleibt Reidenbach aber immer moderat. Die etwa 50 Zuhörer wurden nicht überfordert sondern angesprochen. Reidenbach, das wurde auch diesmal wieder deutlich, hat als Komponist etwas zu sagen. Einer von vielen Aspekten, die seine Werke hörenswert machen. gkl