Kulturszene Kultur ohne Grabenkämpfe

Trier · Konzerte und Kleinkunst in neuen Biergärten? Das boomt im Corona-Sommer. Der Kulturgraben Trier von Mergener Hof und Exhaus zieht Halbzeitbilanz.

  Jochen Philippi (links) und Uwe Reinhard von „Kramsky“.

Jochen Philippi (links) und Uwe Reinhard von „Kramsky“.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Soll ja keiner sagen, dass es zu wenig „Kultur“ in Trier gibt, zumindest nicht in Veranstaltungsnamen, in diesem Sommer schon gar nicht, Corona hin oder her. Am Freitag eröffnet der Kulturhafen in Zurlauben, Auftakt zum zweiwöchigen Programm machen Hennich & Hanschel und der Comedy-Slam (Eröffnung: 18.30 Uhr), geht es nur ein paar Hundert Meter entfernt in die zweite Halbzeit des sechswöchigen Programms im „Kulturgraben“. Der neue Biergarten mit Livemusik, DJs und Kleinkunst ist sehr gut angelaufen, da sind sich die Initiatoren von Exhaus und Mergener Hof einig. „Es ist schön zu sehen, dass die Leute unser abwechslungsreiches Programm annehmen und sich darauf einlassen – egal, ob es ein Konzert oder ein DJ-Abend ist: Die Leute genießen die entspannte Atmosphäre des Kulturgrabens“, sagt Thomas Thiel vom Kulturbüro des Exhauses. Jeweils donnerstags bis sonntags gibt’s Programm, der Eintritt ist immer frei, die Corona-Hygienevorgaben werden natürlich eingehalten: Platz ist für 150 Personen.

Voll wurde es etwa am vergangenen Samstag bei Kramsky und Matches – es war auch wohl das erste Mal seit langem, dass es in der Innenstadt in diesem Sommer wirklich mal lauter zuging (auch wenn das Konzert der Post-Punk-Bands um kurz nach halb zehn zu Ende war). Die Lust aufs Livespielen war den Trierer Bands jedenfalls anzumerken – gerade für Kramsky war der Sommer frustrierend: Im Mai erschien das neue Album „Metaego“ beim Saarbrücker Label „Barhill Records“, die Promotour musste aber wegen Corona abgesagt werden – und damit auch die beste Gelegenheit, Abnehmer für das Vinyl-Album zu finden. Für zwei Musiker von Matches – Dominik Mercier und Karl Brausch – könnte es in diesem Jahr noch zu Absagen kommen: Mit ihrer anderen Band Love A steht ab Ende November eine Deutschland-Tour an, zum zehnjährigen Bestehen der Trierer Postpunk-Band. Am 26. Dezember sollen sie auch in Trier spielen (Mergener Hof) – ob die Tour wie geplant stattfinden kann, ist aber zumindest fraglich.

 Insgesamt sechs Wochen lang bietet der Kulturgraben ein buntes Programm.

Insgesamt sechs Wochen lang bietet der Kulturgraben ein buntes Programm.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Im Kulturgraben treten auch überregionale Bands und Künstler auf. Dass man mal vor großem Publikum im Fernsehen aufgetreten ist, garantiert aber noch keine große Resonanz in Trier. So kamen zum Auftritt von David Pfeffer (der gemeinsam mit Affinity Kit spielte) am frühen Sonntagabend nur rund 20 Zuschauer – was durchaus schade für den einstigen Gewinner der RTL/Vox-Casting-Show „X Factor“, der in Trier unter anderem seinen Single-Hit „I’m here“ spielte und der inzwischen mit deutschen Texten unterwegs ist. Die Sonntage seien bisher schwierig, an den anderen Tagen laufe es aber gut, sagt Michael Schmitt vom Mergener Hof. Ihm ist bei der Reihe, die von der Stadt unterstützt wird, auch etwas anderes wichtig: „Wir wollen damit zeigen, dass wir als Kulturanbieter gut zusammenarbeiten“, sagt er: „Da gibt es keine Konkurrenz zwischen uns.“

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