Der letzte Schrei

TRIER. Harter Abschied von den "Affen": Am Wochenende haben sich die "Guano Apes" in der Trierer Messeparkhalle von ihren Fans verabschiedet - es war der vorletzte Auftritt der Crossover-Band. Der Trierische Volksfreund präsentierte das Konzert.

Drei Lieder noch, kündigt Sandra Nasic an. Dann noch zwei, eins, Ende. Das erste "Guano Apes"-Konzert in der halb vollen Trierer Messeparkhalle ist zugleich das vorletzte Konzert der Bandgeschichte: Nach der Tour ist Schluss, haben die Göttinger angekündigt. Gestern Abend gab es dann den finalen Auftritt in Braunschweig. Es folgen Solo-Projekte, getrennte Wege oder was-auch-immer. Und das nach über zehn Jahren auf den Bühnen, von denen die "Guano Apes" fast acht in der höchsten deutschen Rock-Liga verbracht haben. Da könnte man sentimental werden. Man muss es aber nicht. "Time to say goodbye", sagt die blonde "Guano Apes"-Frontfrau ganz beiläufig kurz vor Ende des Konzerts. Aber da steht kein Andrea Bocelli oder Elton John hinter dem Vorhang, kein 300-köpfiger Chor übernimmt den Schwanengesang. Abschied mag für Rilke ein "unverwundnes, grausames Etwas" sein. Für die "Guano Apes" ist es eher ein "danke, tschüss, wir müssen weg". In den Worten einer anderen norddeutschen Band (Kettcar) gefragt: Ist man jetzt, wo man nicht mehr high ist, froh, dass es vorbei ist? Die "Apes" werden vielleicht froh sein. Zwischen den Bandmitgliedern hat es in den vergangenen Jahren nicht nur einmal gekracht - und auch nicht nur verbal. "Elf Freunde müsst ihr sein", das glaubte früher mal Sepp Herberger, und auch in der Band kann das nicht schaden. Wenn man heute als Profi-Kicker zehn beste Freunde sucht, lernt man sie vielleicht eher im Ku'damm-Café kennen als im Training. Erfolg braucht schließlich keine Freunde. Nur gute Zusammenarbeit, Talent, Ehrgeiz. Das ist bei den "Guano Apes" nicht anders. Schlagzeuger Dennis Poschwatta drischt in die Felle als gebe es kein Morgen, Bassist Stefan Ude thront in zwei Meter Höhe auf der Lautsprecherbox, Sandra Nasic schreit sich dazu die Seele aus dem Leib. Dass die Band zu wenig Gefühl zeigt, kann man ihr nicht vorwerfen: Wenn die Vier die allerbesten Kumpels wären, könnte es auch nicht besser harmonieren. So klingen die "Guano Apes" souverän, routiniert, aber noch nicht totwiederholt. Das mit dem "Aufhören, wenn es am schönsten ist" kann zwar nie klappen, weil einem niemand sagt, ob es noch schöner werden kann. Aber die "Guano Apes" verschaffen sich einen angemessenen Abschied: Noch ist es schön, in zwei Jahren sähe das vielleicht anders aus. Sie verzichten auf die ganz großen Abschieds-Gesten, weil sie nicht passen würden. Und doch werden die Fans Sandra & Co. vermissen - weil sie ihr Publikum vom Beginn an spielerisch in den Griff bekommen. Ihren Hit "Open Your Eyes" brettern die "Affen" gleich als zweite Nummer runter. Skeptiker befürchten da, dass die Band ihr Pulver schon zu früh verschießt. Aber da besteht kein Grund zur Sorge. Gegen Ende gibts mit "Big in Japan", "Kumba Yo" und als letzte Zugabe die Snowboard-Hymne "Lords of the Boards" die weiteren großen Hits der Band. Die Schneebretter haben ihnen ohnehin nie die Welt bedeutet. Bei den Bühnenbrettern hingegen wird es sich noch zeigen.

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