Der letzte Stich der Scorpions

Trier · Harte Töne, mitreißender Rock, Tourneen um die Welt und dann der Schmusetitel Wind of Change, der als "Hymne der Wende" gefeiert wurde - die Scorpions sind eine der erfolgreichsten deutschen Bands. Jetzt nehmen sie auf einer letzten gigantischen Tour Abschied von ihren Fans. Dennoch werden die Scorpions weiterleben, verrät Sänger Klaus Meine im TV-Interview.

 Der Meister der schneidenden Töne: Klaus Meine ist der Sänger der Scorpions. Foto: dpa

Der Meister der schneidenden Töne: Klaus Meine ist der Sänger der Scorpions. Foto: dpa

Trier. Die Hardrocker aus Hannover haben 2010 eine drei Jahre dauernde und über fünf Kontinente führende Abschiedstour gestartet. Am 16. November spielen sie in der Rockhal in Luxemburg. Über den Abschied und seine Konsequenzen und über den Weg, den die Scorpions in 40 Jahren gegangen sind, spricht Klaus Meine mit TV-Redakteur Jörg Pistorius.

Jetzt ist endgültig Schluss, heißt es, die Scorpions sagen Tschüss. Dieses Tschüss läuft jetzt seit 2010 und umfasst nach dem als letztes Album angekündigten "Sting in the Tail" mittlerweile auch das aller-aller-letzte Album Comeblack. Wie ernst nimmt die Band ihren Abschied?
Klaus Meine: Sehr ernst. Das ist kein Marketingspiel. Wir werden einen endgültigen Schlussstrich unter das massive Touren ziehen. Das ständige Reisen und Spielen rund um die Welt war und ist ein großes Geschenk, aber damit hören wir definitiv auf. Das steht fest.

Wird die Band aufgelöst?
Meine: Es ist wirklich unvorstellbar, mit welch einer Begeisterung und auch Treue uns die Fans während der Abschiedstour begegnen. Wir hätten wirklich nicht gedacht, dass sie uns einfach nicht gehen lassen wollen. Um Ihre Frage zu beantworten: Es wird sicher Projekte in den nächsten Jahren geben, wir reden schon über ein paar Ideen. Eine Auflösung steht nicht an. Nur 120 Konzerte in 25 Ländern wird es nicht mehr geben.
Es gibt Gerüchte über einen Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Fußball-WM 2014 in Brasilien.
Meine: Wie könnten wir denn auch ein solches Angebot abschlagen? Wenn die Brasilianer sagen, kommt zur WM-Eröffnung und spielt einen Song, dann machen wir das natürlich. Es macht uns auch nach all den vielen Jahren immer noch wahnsinnig Spaß, auf der Bühne zu stehen und für die Fans zu spielen.

Es sind wirklich viele Jahre. Die Scorpions waren schon in den 70ern enorm erfolgreich. Wie schafft man es, so lange miteinander zu leben und zu harmonieren? Meine: In unserer frühen Phase hat sich eine bestimmte Chemie zwischen mir, Rudolf Schenker, Matthias Jabs und anderen damaligen Bandmitgliedern entwickelt. Daraus wurde ein auf Freundschaft aufgebautes Fundament. Was wir erlebt und durchgemacht haben, geht weit über jede Kollegialität hinaus.

Rudolf Schenker hat Sie Anfang der 80er dann auch davon überzeugt, nach Ihrer schlimmen Stimmbanderkrankung nicht aufzugeben.
Meine: Ich war damals so weit, dass ich gehen wollte. Ich glaubte nicht mehr daran, wieder auftreten zu können. Rudolf hat das nicht zugelassen, das ist ein unglaublich starker Freundschaftsbeweis. Wie könnte ich diese Band jemals verlassen?

Nachdem die Scorpions in den 70ern mit Alben wie "Virgin Killer" und "Lovedrive" Boxen und Gehörgänge mit konsequentem Hardrock erschüttert haben und in den 80ern dann Welthits wie "Rock You like a Hurricane" und "Big City Nights" hatten, kam 1990 die sanfte Ballade "Wind of Change". Ein Monsterhit, aber die Fans der harten Töne waren am Boden zerstört.
Meine: Wir waren immer eine Hardrockband, das hat sich durch diesen Titel nicht geändert. Der Hardrock war in Deutschland lange ein Nischenthema. "Wind of Change" sprach dann ein breites Publikum an und zeigte das ganze Spektrum unserer Band. Das ist für mich keine Hinwendung zum Mainstream.

Werden die alten, harten Zeiten beim Auftritt in Luxemburg eine prägende Rolle spielen?
Meine: Wir sind hier völlig offen und werden natürlich gern alte Stücke für unsere jung gebliebenen Fans spielen.
Der TV verlost nicht nur zweimal fünf Tickets für den Auftritt der Scorpions in der Rockhal am 16. November in Luxemburg, sondern auch ein "Meet and Greet": Der Sieger lernt die Band persönlich kennen. Wer sich heute ab 10 Uhr bei unserer Hotline 0137 - 80 800 13 mit dem Stichwort "Scorpions" meldet, nimmt an der Verlosung teil. Ein Anruf kostet maximal 50 Cent aus dem Festnetz der DTAG, abweichende Preise sind aus dem Mobilfunk möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Der Gewinn ist nicht übertragbar.
Extra

Die Scorpions sind mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern eine der erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte. Während sie in den 70ern und 80ern in den USA und Asien gigantische Erfolge feierten, waren sie im heimatlichen Deutschland noch musikalische Außenseiter. Erst mit ihrem elften Studioalbum "Crazy World" und dem Song "Wind of Change" (1990) erreichten sie Platz eins der deutschen Charts. Wind of Change wurde zur "Hymne der Wende" und erreichte in elf Ländern Platz eins. Klaus Meine hat den Song komponiert, inspiriert wurde er durch einen Auftritt vor 300 000 Fans im Lenin-Stadion 1989. jpExtra

Klaus Meine (64) kam Ende 1969 als Sänger zu den Scorpions. Während der Aufnahme des Albums Blackout, das 1982 veröffentlicht wurde, blieb seine Stimme weg. Er brauchte mehrere Operationen, eine monatelange Pause und enorme Energie, bis er wieder im Geschäft war. jp

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