Der Leuchtturm strahlt weiter

BERNKASTEL-KUES. Mit 11 000 Besuchern und einer Platzausnutzung von 91 Prozent schließen die Moselfestwochen am Tag der deutschen Einheit eine erfolgreiche Spielzeit 2006 ab. Weitere 4000 Zuschauer kamen zu den Konzerten des "Begleit-Programms".

Ein neues organisatorisches Dach, eine verkleinerte Mannschaft, ein quantitativ reduziertes Angebot, erhöhte Preise: Zu Beginn der Saison 2006 stand ein Fragezeichen hinter der Zukunft der Mosel Festwochen. 15 Konzerte weniger, nicht mehr so viele Spielstätten: Da unkte mancher vom Niedergang des Traditions-Festivals. Aber Intendant Hermann Lewen gelang es, mit seiner "Zweieinhalb-Mann-Truppe" (Lewen) das Niveau zu halten. Zwar kamen zum verknappten offiziellen Programm rund 2000 Besucher weniger als 2005, dafür erfreute sich das Zusatz-Programm "Musikalisches Moselland" des Zuspruchs von 4000 Zuschauern. Kein Wunder, dass Lewen die Zweiteilung des Programms auch im kommenden Jahr plant. Das "WM-Loch", sagt der Festival-Macher, habe am Anfang "für gebremsten Schaum gesorgt". Aber dafür habe der Sommer trotz des verregneten Augusts "unsere Planungen deutlich übertroffen". Vor allem die Open Airs waren beim Publikum sehr gefragt, während das Interesse an Kammermusik zurückging. "Die Leute wollen nicht nur ein erstklassiges Konzert, sondern auch den Erlebnis-Charakter drumherum", resümiert Lewen. Auffällig für ihn: "Wir hatten noch nie so viele externe Besucher." Vor allem Luxemburger hätten sich häufiger unter die Zuhörer gemischt, Resultat der werbewirksamen Kooperation mit der Philharmonie. Das einheimische Publikum habe dagegen etwas empfindlicher auf die "Anpassung der Preise an nationales Niveau" reagiert. Die Abwendung vom "Gießkannen-Prinzip" mit möglichst vielen Veranstaltungen an möglichst vielen Orten hält Lewen inzwischen für richtig. Im nächsten Jahr will er sich auch zeitlich stärker konzentrieren: "Wir sind eben eine Wochenend-Region, Konzerte an normalen Werktagen haben es da schwer." Der Blick im Bernkasteler Festival-Zentrum geht längst Richtung nächste Spielzeit, obwohl das große Finale 2006 mit Brahms im Dom am 3. Oktober noch aussteht. 2007 steht das 20. Festival auf dem Programm, inklusive dem 1000. MFW-Konzert. Das erste spielte übrigens im Jahr 1985 ein junger Pianist namens Justus Frantz im Kloster Machern. Wer als Nr. 1000 auftritt, daraus macht Hermann Lewen ein Geheimnis. Nicht aber aus anderen Schmankerln der Jubiläumssaison: So kommt Götz Alsmann wieder und die Kult-Geigerin Baiba Skride. Eine "lange Nacht der alten Musik" ist geplant, und wenn alles gut geht, steht mit Katia Labeque (Piano) und Viktoria Mullova (Geige) ein Duo der absoluten Weltklasse auf der Agenda. Weil das Eifelliteraturfestival im kommenden Jahr pausiert, denkt Hermann Lewen auch intensiv über ein erweitertes "literarisch-musikalisches Angebot" nach. Viel Zeit zum Nachdenken hat er allerdings im Moment noch nicht, denn seine Kenntnisse sind auch andernorts gefragt: An der Europäischen Event-Akademie Baden-Baden, wo er doziert, beim Kultursponsoring-Gipfel auf der "Art Cologne", wo er als Referent eingeladen ist oder im Fachmagazin "Veranstaltungsmanagement", das erst jüngst die Mosel Festwochen porträtiert hat.

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