Der Mann mit der großen Klappe

TRIER. Ein buchstäblich großes Mundwerk und breitestes Hessisch sind die Markenzeichen des Komikers Martin Schneider alias "Maddin". Damit lieferte er auf der Bühne der Europahalle ein derartiges Feuerwerk an Gags, Grimassen und Blödeleien, dass die Lachmuskeln der Zuschauer nicht zur Ruhe kamen.

 Absurd, aberwitzig und umwerfend komisch: Martin Schneider. Foto: Anke Emmerling

Absurd, aberwitzig und umwerfend komisch: Martin Schneider. Foto: Anke Emmerling

"Wir sind große Fans von ,Maddin' und gucken ,Schillerstraße' nur, wenn er mitspielt", erzählt ein Pärchen, das einen Platz gleich vor der Bühne ergattert hat. Brechend voll ist die Europahalle an diesem Abend. Kinder, Jugendliche und Erwachsene aller Altersstufen sind dort, um den aus dem Fernsehen bekannten Comedy-Star zu erleben. Wer tatsächlich einen freien Stuhl findet, von dem aus etwas zu sehen ist, kommt voll auf seine Kosten. "Hallo, isch bin dä Maddin aus Burgholzhausä, ein aiskaldä Draufgängä, wenn's sain muss", tönt es aus einem überbreiten Mund, der sich gleichzeitig zu einem Grinsen von Ohr zu Ohr verzieht. Dabei verlängert sich der Hals seines schlaksigen Besitzers bedrohlich, dessen Beine knicken nach innen, und zwei große Hände verschlingen sich im Ringkampf. Das reizt unwillkürlich zum Lachen, denn die Körpersprache sagt deutlich, was Maddin im folgenden Programm kultiviert, er ist kein "Draufgängä", sondern ein "Waischai", vor allem im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Ihm stoßen absurde Dinge zu: Weil er stets, "rudinemäsisch" unterm Bett gucken muss, ob sich da ein Indianer versteckt hat, stößt er sich den Kopf. Beim Annäherungsversuch am "Baggäsee" mittels Massai-Tanz, hüpft er in eine Wespe. Und bei der Fahrprüfung, "unn isch hab däne gesacht, dass isch Anfängä bin", fällt er durch, weil er auf der Autobahn wendet. Nur, weil er meint, den Herd angelassen zu haben (den er schon lange nicht mehr besitzt). Eine groteske Geschichte jagt die nächste, sehr wirkungsvoll, da es Schneider versteht, an der richtigen Stelle Kunstpausen einzulegen. Schneider zitiert sich selbst, baut etwa die Herd-Paranoia in einen Mallorca-Urlaub ein, sodass ein roter Faden entsteht. Alltagsvorkommnisse werden überzeichnet und originell verknüpft bis zum Schluss. Da findet Maddin einen indianischen Medizinmann unterm Bett, der dem "Waischai" rät, sich ein Kraft-Tier vorzustellen. Das ist bei Maddin ein "Aischhörnschä". Beim zweiten Versuch ist es ein Puma, dank dessen er seiner Angebeteten begegnen kann, ohne selbst in Ohnmacht zu fallen - das tut nun sie.

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