Der nette Typ von nebenan

WITTLICH. (ae) Mit Liedern über das Leben, mal nachdenklich, mal mit Humor betrachtet, berührte Stephan Sulke sein Publikum in Wittlich. In dem vom TV präsentierten Konzert trat ein Entertainer auf, der nahtlos an seine früheren Erfolge anknüpfte.

Anfang der achtziger Jahre war Stephan Sulke so erfolgreich, dass er in der Hitparade vertreten war. Seither ist es zwar stiller um ihn geworden, doch in Vergessenheit ist er nicht geraten. Das zeigt allein schon die Anzahl der vielen treuen Fans, die in sein Konzert gekommen sind. Und so hat er die Lacher bereits beim Einstieg auf seiner Seite: "Kennt jemand den Sulke, hat der sonst noch was geschrieben außer Uschi, mach keinen Quatsch?" Setzt sich ans Piano und stimmt das Lied an. Das Publikum singt mit, der Draht ist da. Sulke versucht den Kontakt mit längeren, teils witzigen Moderationen zu halten, die seine Lieder einleiten. Nicht unbedingt nötig, denn die sprechen für sich. Da ist etwa das über "Ulla", eine gescheiterte Existenz, "schlecht gepokert, ein hoffnungsvolles Leben am falschen Ort vergeben", oder ein Liebeslied mit sarkastischer Pointe: "Dich liebe ich sehr, aber die andere mehr." Sulke wagt einen ehrlichen Blick auf das, was im Leben nicht rund läuft, die kleinen Sprünge in der Fassade einer heilen Welt. Da wird spießige Doppelmoral angeprangert oder die zerbrochene Illusion von lebenslanger Liebe beschrieben, und das auf melancholische bis beißend ironische Weise. Unterschiedlich sind denn auch die Stimmungen im Publikum. Da werden Tränen über ein Hundeleben, aus Sicht des menschlich gezeichneten Vierbeiners "Buzzi" gelacht, dann wieder breitet sich Nachdenklichkeit aus. Am intensivsten packt Sulke seine Zuhörer, die genauso gereift sind wie er selbst, mit Betrachtungen über den Lauf des Lebens, Erinnerungen oder Momente, die jeder schon mal durchlebt hat. So wie im sehr dichten und fast metaphorischen Lied um ein Zimmer, das alles - von Geburt bis Tod - gesehen hat. Stimmen aus dem Saal wünschen sich mehr davon und rufen nach Songs wie "Ein vergilbtes Stück Papier" um die erste Jugendliebe. Sulke geht gerne darauf ein und läuft im Anschluss mit weiteren bekannten, teils träumerischen Liebesliedern zu Hochform auf. Vor begeistert applaudierenden Zuhörern endet das Konzert mit einer Zugabe, die das Erlebnis des Abends, Menschliches auf zum Nachdenken animierende Weise nahe gebracht zu bekommen, auf den Punkt bringt: "Ich bin der Typ von nebenan, ich dachte, ich klopfe mal an..."

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