Der Onkel mit dem schwarzen Bart spinnt!

MÜNCHEN. Armin Rohde ist seit seinem Debüt in Helmut Dietls Satire "Schtonk!" vor fünfzehn Jahren eine feste Größe im deutschen Filmgeschäft. "Der Räuber Hotzenplotz" ist eine neue Parade-Rolle für den Bochumer mit der Clownausbildung.

 Räuber Hotzenplotz (Armin Rohde) schleicht sich an. Sein Motto lautet: "Ich raube, was mir gefällt." Doch er hat die Rechnung ohne Seppel und Kaspar gemacht.Foto: Constantin

Räuber Hotzenplotz (Armin Rohde) schleicht sich an. Sein Motto lautet: "Ich raube, was mir gefällt." Doch er hat die Rechnung ohne Seppel und Kaspar gemacht.Foto: Constantin

Herr Rohde, wie stark ist Ihre kriminelle Energie?Rohde: Sie hält sich in Grenzen. Ich glaube, sie wäre wesentlich größer, wenn ich kein Schauspieler hätte werden dürfen. Andernfalls würde ich mich heute vielleicht hinter irgendwelchen Mauern befinden. Weil ich diesen Beruf ausüben kann und darf, fühle ich mich mit der Welt so ausgesöhnt, dass ich im Moment meine kriminellen Pläne hinten angestellt habe. Waren Sie in Ihrer Jugend aggressiver? Rohde: Nee, gar nicht. Ich habe nie eine Schlägerei angefangen. Ich habe Kampfsport gemacht, deshalb glaubten manche Leute, ich würde mich gern prügeln. Aber das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Ich habe allerdings während des Studiums hin und wieder Bücher geklaut, als ich sehr wenig Geld hatte. Manchmal hatte ich nichts zu Essen und habe Lebensmittel mitgehen lassen, aber das war ja Mundraub. Was bedeutet es für einen Schauspieler, sich einem jungen Publikum zu stellen? Rohde: Kinder können gnadenlose Kritiker sein. Ich habe am Theater Weihnachtsmärchen gespielt und weiß, was es bedeutet, sich vor die Flinte von 800 Kindern zu begeben. Kinder kann man nur mit barer Münze bezahlen, nicht mit ungedeckten Schecks. Man muss absolut ehrlich an die Arbeit herangehen, und wenn man mal flunkert, muss das in Anführungszeichen passieren. Kinder haben einen inneren Seismografen, der sofort anzeigt, wenn man ihnen etwas vormachen will. Trotzdem sind sie manchmal sehr einfach zu gewinnen. Man muss keinen großen Aufwand betreiben. Aber bei dem Versuch, sie zu beschwindeln, scheitert man. Das Zielpublikum von "Räuber Hotzenplotz" ist ein sehr junges. Rohde: Das Buch ist im positiven Sinne ja sehr naiv. Nicht von ungefähr beginnt der Film mit einem Kasperle-Theater. Das Realbild wird erst später hineingeblendet. Wir bewegen uns auf jeden Fall näher am Kasperle-Theater als an "Star Wars". Ich glaube, dass man spürt, dass wir alle mit dem Herzen dabei waren. Richtig böse ist Hotzenplotz nicht. Rohde: Das darf er auch nicht sein. Wir haben sehr darauf geachtet, dass er kein dämonischer Rasputin wird, sondern ein Hotzenplotz mit einem Gehirn von der Größe einer Walnuss. Auch Kinder können ihn nicht ganz ernst nehmen. Der Onkel mit dem schwarzen Bart spinnt "ein bissel". Über diesen Waldschrat kann man lachen. Was wir machen ist Clownerie, es ist Komödiantik. Es hat mehr mit dem zu tun, was ich am Theater gelernt habe, als mit dem, was ich bisher vor der Kamera getrieben habe. Sie selbst haben keine Kinder? Rohde: Nein. Aber mir werden regelmäßig bis zu drei Kinder nachgesagt. Wir wollen demnächst ernsthaft darüber nachdenken. Meine Süße hat vor einiger Zeit plötzlich angefangen, solche Dinge zu sagen wie "Guck doch mal, das süße kleine Mädchen da vorne!" Wer weiß, was die Götter von uns wollen. Das Gespräch führte unser Mitarbeiter André Wesche

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