Der ostfriesische Blödelbarde begeistert die Arena

Trier · Ein Name, eine Marke, eine Legende im deutschsprachigen Raum: Otto Waalkes ist mittlerweile 65 und zeigt eine Bühnenpräsenz, Spielfreude und auch Fitness, mit der er einige jüngere Komikerkollegen locker abhängt. 2000 trampelnde und johlende Zuschauer in der Arena werden das gerne bestätigen.

 Otto? Finden die Trierer gut.

Otto? Finden die Trierer gut.

Foto: Friedemann Vetter

Wer bei Otto in der ersten Reihe sitzt, ist dran. Das weiß man. Schließlich macht der Ostfriese seit mehr als 35 Jahren Bühnenshows, da könnte man durchaus wissen, was im Lauf des Abends von der Bühne geflogen kommt. Immer wieder Wasserspritzer, Kohlkopfschnipsel beim Koch-Massaker - die Leute sehen es kommen und lachen dennoch mit.

Das Publikum kennt ihn - das ist, auf einen Nenner gebracht, der Kern der aktuellen Otto-Show "Geboren um zu blödeln". Man weiß, was kommt, und lacht.
Das Publikum kennt ihn natürlich genau, den ostfriesischen Götterboten, der die deutsche Comedy maßgeblich geprägt und beeinflusst hat. Es verzeiht ihm nicht nur die alten Gags und Nummern, nein, es liebt ihn eben dafür. Otto muss sich nicht neu erfinden, muss nicht überraschen. Er muss Otto sein.

In Trier ist der 65-Jährige in Form. Allein schon körperlich. Sein kindlich dadaistisches Spiel unterstützt er wie immer mit Grimassen ohne Ende, die eine gnadenlose Leinwand beim "kleinen grünen Kaktus" mühelos bis in die hinterste Reihe der Arena transportiert. Er hüpft im Otto-Stil über die Bühne, produziert scheinbar mühelos die Mimik und Gestik, deren Nachahmung niemals jemand aus der Komikerzunft versucht hat. Es wäre auch sinnlos. Otto redet wie ein Wasserfall, bringt alte und neue Gags, schnappt sich seine Gitarren und lässt das Publikum singen, als wäre die Arena eine große Karaoke-Bar. Ein Griff in die Saiten, eine gesungene Zeile, ein Blick ins Publikum reichen aus, und Trier geht ab. "Er gehört zu mir", die Hymne aller Chippendale-Shows, tönt aus Hunderten Frauenstimmen durch den Saal. "Ist es wahre Liebeeee?" Ebenso "Marmor, Stein und Eisen bricht" oder Wolfgang Petrys "Wahnsinn" inklusive "Hölle, Hölle, Hölle". Zum Höhepunkt mit winkenden Armen, als sei dies wirklich ein Schlagerfestival, wird "Dänen lügen nicht" frei nach Michael Holm. Die Arena singt.

Auftritt in Wacken

"Auf dem Heimweg wird's hell" orientiert sich am "Highway to Hell" von AC/DC. Dieses Ding hat Otto auf dem Metal-Festival Wacken vor Zehntausenden beinharten Kuttenträgern gesungen, die sich anschließend um die Ottifanten geprügelt haben.

Heino ist natürlich auch dabei. Otto präsentiert Heinos Version des Rammstein-Song "Sonne". Die Parodie der Parodie. Auf der Leinwand läuft ein Ausschnitt aus Ottos ersten Kinofilm, in dem Heino-Klone auf einem Friedhof aus den Grüften kriechen und "Schwarzbraun ist die Haselnuss" singen. Ist das wirklich schon fast 30 Jahre her?
Hänsel und Gretel sind ebenso Ottos Markenzeichen wie die Heino-Parodien. Seine musikalischen Interpretationen des Märchens bringt er seit Jahrzehnten. Zahllose Größen in Rock und Pop durften schon als Paten dienen. Immer wieder tauchen neue auf, dieses Mal sogar der Gangnam-Style. Der fällt ihm leicht. Er ist schließlich Otto.

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