Der "schöne Hannes" auf seinem Weg zum Schafott
Trier · Geliebt, gefürchtet, enthauptet: Johannes Bückler raubte, mordete und hing doch an seinem Leben. Als Schinderhannes bekannt, verbreitete er im Hunsrück Angst und Schrecken. In der Trierer Tufa schlüpfte Christian Klischat in die Rolle seines Henkers. In einer Collage fasst er das Leben des Räubers zusammen.
Trier. Mehr als 30 000 Menschen kommen am 21. November 1803 vor die Stadttore von Mainz, als Johannes Bückler und 19 seiner Mitstreiter zum Schafott geführt werden. Doch bevor der Scharfrichter, gespielt von Christian Klischat, das Todesurteil an Bückler - besser bekannt als Schinderhannes - vollstreckt, taucht er in das Leben des Hunsrückräubers ein. Er trifft Erwin Glaser, der erste Viehdiebstähle vor Gericht bezeugt. Und den Juden Samuel Levy, der um sein Leben bettelt, niedergeschossen wird und wenig später an den Folgen der Schussverletzung stirbt. Oder erzählt, wie Bücklers Geliebte Juliana Blasius sich liebevoll um den Räubersohn kümmert. Oder vom Ankläger Anton Keil, der nicht glauben kann, dass der Räuber bis zuletzt hofft, begnadigt zu werden.
Das Einpersonen-Stück "Schinderhannes" von Götz Brandt setzt die wichtigsten Begegnungen des "schönen Hannes" in einer Collage zusammen. Der Scharfrichter kommt ihm kurz vor dessen Hinrichtung so nah wie wenige zuvor, so dass das Leben des Verbrechers wie in einem kurzen Film abgespult wird.
Mit viel Empathie spielt Klischat die wichtigsten Menschen - Eltern, Opfer, Geliebte, Gefährten und Ankläger -, denen Bückler in seinem Leben begegnet ist. So entsteht ein vielschichtiges Bild des Räubers, der geliebt und gefürchtet wurde. Schade, dass sich nur zwei Handvoll Zuschauer das Stück anschauen wollten. itz