Der Schönheitschirurg aus Banania
Trier · Fast ausverkauft, nur ein paar Regentropfen und damit ein doch noch "angenehmer Herbsttag": Jazzmusiker und Komiker Helge Schneider hat am Donnerstag in Trier seine Tour "Buxe voll" nach einer gesundheitlichen Zwangspause fortgesetzt - und überzeugt.
Trier. Spitzen-Jazzmusik und vollkommener Blödsinn - es gibt nur einen, der es versteht, diese beiden Kontroversen auf einen Nenner zu bringen: Helge Schneider. Sein Blödsinn ist wirklich vollkommen. Helge ist der König desselben. Das hat er am Donnerstagabend eindrucksvoll vor 2200 Besuchern im Trie rer Amphitheater unter Beweis gestellt. Diese hatten teilweise eine etwas schwierigere Anreise. Südallee und Kreisel an den Kaiserthermen waren eine Stunde vor Showstart dicht. Vor allem viele von außerhalb Angereiste vermuteten am Amphitheater Parkmöglichkeiten. Die Baustelle in der Südallee erledigte den Rest - ein kleines Verkehrschaos war die Folge. Dennoch: Die meisten kamen rechtzeitig.
Noch im Juni hat Helge Schneider seine Tour "Buxe voll" unterbrechen müssen. Er erlitt bei einer Show einen Kreislaufkollaps. Danach war Pause angesagt. Und die tat ihm sichtlich gut. Bei seiner ersten Show nach dem Zusammenbruch sprühte Helge wieder vor Energie.
Show - eigentlich ist Konzert die richtige Bezeichnung. Helge Schneider legt schon immer größten Wert auf die Musik. Denn er ist schließlich ein begnadeter Jazzmusiker, genau wie alle anderen aus seiner Band. Ob Sandro Giampetro an der Gitarre und Rudi "Contra" Olbrich am Kontrabass oder sein Neueinkauf am Schlagzeug, Willi Ketzer (aus Bad Kreuznach) - und in Trier erstmals mit Helge auf der Bühne: Saxofonist Tyree Glenn Junior (Sohn von Tyree Glenn, Posaunist der Jazzlegenden Louis Armstrong und Duke Ellington).
Aber für Fans liegt der Fokus bei Helge-Konzerten ja nicht auf dem Jazz, sondern auf dem Klamauk, den der fast 56-Jährige (Geburtstag am 30. August) in Einklang mit der Musik gebracht und so perfektioniert hat. Wie es sich für einen Jazzer gehört, improvisiert Helge immer und überall. Er singt von Johnny Klaus, der nach Amerika auswandert, ins Gefängnis kommt und sich in der Gefängnisbäckerei höchstpersönlich in ein Brot einbacken lässt, um zu fliehen.
Helge Schneider singt auch Klassiker wie "Texas" und erklärt im Song - natürlich improvisiert - dass Texas ein Bundesland sei, wie die Pfalz. Oder er verwandelt sich mit seinen typischen Grimassen zum "Schönheitschirurgen von Banania", näht "Augen hinten an die Backen", dann könne man besser ka …
Reiner Blödsinn eben. Immer wieder unterlegt mit Tanzeinlagen vom besten Solotänzer überhaupt, der laut Schneider "in einer Liga mit Rudolf Nurejew und Fabian Hambüchen spielt": Sergej Gleithmann. Aber genau deswegen kommen die Besucher und haben einen grandiosen Abend mit einem bestens aufgelegten Helge. Und nach mehr als zwei Stunden muss "der Wurstfachverkäuferin" dann leider Schluss machen - die Nachbarn aus Saarbrücken haben sich schon beschwert.