Der singende Fledermaus-Killer

Trier/Esch-sur-Alzette · James Brown ist der Godfather of Soul. Als einer der Urväter des Metal gilt bis heute kein anderer als Ozzy Osbourne. Der britische Exzentriker und Fürst der Finsternis hat auf der Bühne nicht nur Fledermäusen den Kopf abgebissen, sondern auch mit der Band Black Sabbath die Musikwelt mit okkulten Themen und harten Gitarrenriffs revolutioniert.

Trier/Esch-sur-Alzette. Lange war es still um den Paten des Metal. Still allerdings nicht im Sinne von totenstill. Schlagzeilen erntete Ozzy Osbourne lediglich von den Auguren der Boulevardpresse. Alkokolexzesse und Drogeneskapaden rückten die musikalische Karriere des mittlerweile 61-Jährigen in den Hintergrund. Fast schien vergessen, dass der faselnde Clown im schwarzen Pyjama einer der einflussreichsten Rockmusiker der Geschichte ist. Jüngst überraschte das Enfant terrible mit einer eigenen Gesundheitskolumne in der Sunday Times. Ausgerechnet er, der nie eine Möglichkeit ausließ, seinen Körper zu zerstören.
In den 70er Jahren mischt das Quartett um Ozzy Osbourne, Terence Butler, Tony Iommi und Bill Ward mit der Hardrock-Formation Black Sabbath die Musikwelt auf. Skandale provozieren sie mit ihren düsteren Texten sowie okkulten Ritualen, die sie auf der Bühne inszenieren. Titel wie "Paranoid" und "War Pigs" sind heute absolute Klassiker des Hard Rock - zigmal gecovert und dennoch nie erreicht. 1979 werfen die übrigen Black-Sabbath-Mitglieder Frontmann Ozzy wegen seines aus dem Ruder laufenden Drogenkonsums aus der Band.
Sein Image als Wahnsinniger verdankt Ozzy Osbourne vor allem einer legendären Begebenheit. 1982 beißt er während eines Konzerts einer lebendigen Fledermaus den Kopf ab. Im Glauben, es handele sich um ein Spielzeug aus Gummi, das ihm ein Fan auf die Bühne geworfen hatte, bemerkt er zu spät, dass es eine echte Fledermaus ist. Als das Tier anfängt, mit den Flügeln zu schlagen, reißt er vor Schreck die Fledermaus aus seinem Mund. Dabei trennt er dem Tier versehentlich den Kopf ab. "Sie war knusprig und warm", scherzt Ozzy im Interview 26 Jahre später. An besagtem Abend ging es für den Musiker geradewegs zur Tollwutimpfung.
Seine Solokarriere läuft ausgezeichnet. Es regnet Platin-Auszeichnungen. Sein Debüt als Solokünstler mit "Blizzard of Oz" ist eine ebenso wegweisende Platte wie "Holy Diver" von Ronnie James Dio, seinem Ersatz am Mikrofon bei Black Sabbath ab 1980. Mit dem Musikvideo zum Song "Miracle Man" vom Album "No Rest for the Wicked" (1988) entfacht Ozzy einen handfesten Skandal. Das Video zeigt den Sänger in einer Kirche, die zum Stall zweckentfremdet ist und in der sich Schweine im Dreck wälzen. Trotz Eskapaden und Skandalen, die ihn immer wieder zwischen Leben und Tod schweben lassen, wirkt seine Musik frisch und angriffslustig.
Gründer des Festivals Ozzfest


1996 gründet Osbourne mit seiner Frau Sharon das Metalfestival Ozzfest, das vielen Newcomern als Sprungbrett dient. Trotzdem verkommt Ozzy in den späten 90er Jahren und im darauffolgenden Jahrzehnt zur Witzfigur. Anfälle, Drogengeschichten und Gewaltexzesse sind ein gefundenes Fressen für die Journaille.
Ozzy erklärt sich sogar bereit, für den Sender MTV sein Seelenleben und das seiner Familie öffentlich in einer Doku-Soap feilzubieten. Es hagelt Hohn und Spott von Musikerkollegen. Die Serie "The Osbournes" startet 2002, ist überaus erfolgreich, wird bis 2004 ausgestrahlt und zeigt den Star als Menschen aus Fleisch und Blut, der mit seiner Alkoholsucht zu kämpfen hat.
Im vergangenen Jahr kommt er sich zurück, ist clean, lässt die Finger vom Cognac und bringt das Album "Scream" heraus. Ein Versuch, an würdige Taten vergangener Jahrzehnte anzuknüpfen. "Das Album ist das erste, das ich mit wirklich klarem Kopf aufgenommen habe", erklärte Ozzy bei der Veröffentlichung seines jüngsten Soloalbums. Ob der Fürst der Finsternis in der Rockhal in Esch-sur-Alzette am 17. Juni den sinistren Glanz glorreicher Tage zurückholen kann, dafür mögen Dämonen und Teufel die Daumen drücken.
Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie auf www.volksfreund.de/tickets
Dass Ozzy Osbourne noch unter den Lebenden weilt, macht ihn für die Wissenschaft interessant. 40 Jahre Heroin, Kokain und unzählige weitere bewusstseinserweiternde Substanzen, dazu Alkohol in rauen Mengen sowie mehrere, im Normalfall tödlich verlaufende Unfälle - im Grunde müsste der Madman längst auf dem Friedhof liegen. Die Genforscher der US-Firma Knome haben das Erbgut von Osbourne untersucht. Aufgrund von bei ihm gefundener Neandertaler-Gene vertrage der Rocker Alkohol besser als andere. zad

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