Der Super-Türk nimmt's mit allen auf

Trier · Ethno-Komik, Heavy Metal, Schlager und Sexappeal: In Bülent Ceylans neuem Programm "Wilde Kreatürken" haben viele Stile Platz. In der ausverkauften Arena Trier erntet er dafür vom kompletten Publikum am Ende Applaus im Stehen.

 Hausmeisterkittel, Sportjacke, Pelzmantel: Bülent Ceylan springt bei seinem Auftritt in Trier von Rolle zu Rolle. TV-Foto: Friedemann Vetter

Hausmeisterkittel, Sportjacke, Pelzmantel: Bülent Ceylan springt bei seinem Auftritt in Trier von Rolle zu Rolle. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Feuerfontänen schießen in die Höhe. Aus den Boxen dröhnt der Sound elektrischer Gitarren, grelles Licht blitzt auf, junge Frauen in der ersten Reihe kreischen und recken ihre Arme nach dem, der auf der Bühne steht. Und der trägt einen Hausmeisterkittel und singt: "Ich hab dich lieb".
Bülent Ceylan ist der Rockstar unter den deutschen Komikern. Halb Deutscher, halb Türke, langes Haar, Spitzbart, körperbetontes Shirt - viele Frauen sitzen sicher nicht nur wegen der Witze im Publikum.
Und die speisen sich vor allem aus dem, was der knorrige Deutsche von anderen Nationalitäten hält. "Da kommt er, de Türk!" In sechs Rollen springt er im neuen Programm "Wilde Kreatürken", um vor seinen 4500 Zuschauern in Trier mit den Charakteren und deren Vorurteilen zu spielen.
Harald - der tollpatschige Leichtintellektuelle aus Mannheim, Ceylans Heimatstadt, der den Mankos des männlichen Körpers auf den Grund geht. Aslan - der türkische Ladenbesitzer, der Ost- und Westdeutsche wieder trennt und nach einem Trinkgelage einen Kopf wie ein alter Döner mit Scharf hat. Hassan - der König der Angeberposen, zweifach imprägniert: "Ihr lacht nur, weil ihr Angst habt!" Mompfreed - der aggressive, beziehungsgestörte Hausmeister. Ja, auch die Deutschen kriegen ihr Fett weg. Mit dem komplett behaarten Gündaa, der nur in Schlagerphrasen spricht, und vor allem mit der pikierten Pelzgeschäftsinhaberin Anneliese. Aber Leopardenbrille, versteiftes Zahnpasta-Lächeln und Mannheimer Hochdeutsch machen eben noch keine feine Lady aus.
Der "Super-Türk" dagegen will sich für niemanden verstellen, auch nicht bei seiner Wortwahl. Seine Haare, deretwegen er als "Türkenbub" das Schneewittchen spielen musste, nutzt er heute, um sie zu Heavy Metal zu schütteln. Und bei der Schnitzelphilosophie - Hauptsache groß und billig - und Spießer-Camping ist er ganz Deutscher.
Ernstes zum Lachen


Politisch wird Ceylan neben seinen Hitler-Parodien zum Beispiel, wenn er wegen der Rechtspopulisten um Geert Wilders in den Niederlanden zu erkennen glaubt: "Orange ist das neue Braun." Ernstes, über das man hier trotzdem lachen kann.
Gewöhnungsbedürftig wird es dagegen, als der bekennende Metaller seine Lebenseinstellung plötzlich als Schlager zum Besten gibt. Die härtere Gangart steht ihm eben besser. Am Ende dürfen dann alle vor die Bühne, um ihm zuzujubeln. Auch der Rest des Publikums steht und spendet Applaus. Sie haben ihn ja auch lieb.

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