Der Tag, an dem die Musik starb

TRIER. (woc) Bei ihrem Auftritt in Trier hat die Band des Hamburger Erfolgs-Musicals "Buddy Holly" das Lebensgefühl der 50er-Jahre nicht durch kitschige Showeinlagen vermittelt, sondern durch perfektes Handwerk.

"Rock'n'Roll!", ruft der Mann mit der schwarzen Haartolle und zieht seine Tanzpartnerin schwungvoll zu sich, so dass ihr roter Petticoat und der blonde Pferdeschwanz fliegen. Doch außer dem begeisterten Tanzpaar aus den schwach besetzten Zuschauerreihen der Europahalle erinnert zu Beginn der Buddy-Holly-Show nichts an das 50er-Jahre-Klischee: Die fünf Musiker auf der Bühne tragen T-Shirts statt Baumwoll-Hemden, Segeltuch-Sneaker statt spitzer Lederschuhe und haben nur wenig Pomade im Haar. Kein pinker Cadillac, keine Mädchen in weiten Röcken, die von ihren Partnern beim Rock'n'Roll-Tanzen über die Schulter geworfen werden: Die Erwartungshaltung derer, die an diesem Abend einen Aufguss des 2001 abgesetzten Hamburger Buddy-Holly-Musicals erwartet haben, wird zunächst enttäuscht. Aber dafür begeistert das, was in der ersten Hälfte der 50er-Jahre die zeitgenössische Musik-Szene revolutionierte: die Lieder Buddy Hollys. "Peggy Sue", "That'll be the day", "Oh Boy" - mal mit Schüttelei, mal mit Akkordeon, mal mit Streichern aus dem Synthesizer arrangiert - bringen das Publikum zum Mitsingen und zum Klatschen. Zwar brav auf die Eins und die Drei, aber immerhin. Dazu die Stimme des Hamburger Buddy-Holly-Darstellers Marko Formanek: Vom hohen Kiekser bis zum warmen Timbre modulierend erinnert er verblüffend an das Original, das so viele Musiker zu ihrem Idol erkoren haben. "Buddy Holly war meine Inspiration, der Grund, warum ich unbedingt Musiker werden wollte", soll George Harrison einmal in einem Interview gesagt haben. Und Don McLean beklagte Buddy Hollys Todestag in seinem Welthit "American Pie" als "the day, the music died". Damit gehört Buddy Holly wohl zu den wenigen jung Gestorbenen, die auch ohne frühen Tod zur Legende geworden wären.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort