Der Teuto-Türke

Trier · Der Komiker Kaya Yanar bezeichnet sich selbst mal als Teuto-Türke, mal als Türko-Germane. In seiner Fernsehshow "Was guckst Du?!" spielte er mit sämtlichen Klischees und Vorurteilen gegenüber Türken, Griechen, Indern, Italienern, Russen und - nicht zuletzt - Deutschen.

(on) Gerade hat Kaya Yanar unter dem Titel "Made in Germany" sein erstes Buch veröffentlicht, am Freitag, 25. März, gastiert er mit seiner neuen Bühnenshow in Trier. TV-Mitarbeiter Olaf Neumann hat mit Kaya Yanar über Integration, die deutsche Sprache und sein neues Comedy-Programm gesprochen.

Ihr Vater verließ die Türkei in den 70er Jahren. Wo haben sich Ihre Eltern kennengelernt?

Kaya Yanar: In Antakya. Da war mein Vater bereits 37. Er hat das gemacht, was damals so üblich war: sich in Deutschland die Hörner abstoßen und sich dann eine 17-Jährige aus der Türkei holen. Die klassische Nummer.

Wie ist es Ihren Eltern in Deutschland ergangen?

Yanar: Sie kamen relativ gut zurecht. Allerdings hat sich mein Vater immer ein bisschen schwer getan, weil er die deutsche Sprache nicht so richtig beherrschte und dadurch Minderwertigkeitskomplexe und Schwierigkeiten im Job hatte. Meiner Mutter erging es besser. Sie bildete sich weiter und nutzte die Chancen, die es hier gibt.

Ihr Vater konnte sich mit der deutschen Sprache nicht recht anfreunden und Sie nicht mit der türkischen. Woran lag es bei Ihnen?

Yanar: Ich hatte nicht so richtig die Chance dazu. Mein Vater war ein intelligenter Mann, hatte aber einen wahnsinnigen Respekt vor der deutschen Sprache. Zweisprachig aufzuwachsen traute er mir nicht zu. Deshalb fristete mein Türkisch immer ein Schattendasein. Trotzdem kann ich mich an viele Urlaube in der Türkei erinnern, während derer ich die Kultur dort aufsog. Ich habe türkische Hochzeiten mitgemacht, Beschneidungsfeste, Zuckerfeste. Aber wenn man die Sprache nur halb versteht, begreift man auch nicht, was die Leute wirklich bewegt.

Große Teile der türkischen Einwanderer seien nicht integrationsfähig und integrationswillig, behauptet Thilo Sarrazin. Wie denken Sie darüber?

Yanar: Wenn es so wäre, wäre es schlimm. Ich glaube da nicht dran. Integration ist auch eine emotionale Sache. Manche haben einfach kein Sprachtalent. Ich glaube, Migranten haben es bei Bewerbungen viel schwerer als Deutsche. In meinem Bekanntenkreis kenne ich moderne Türken, die sind vollkommen integriert und haben ihr eigenes Geschäft. Aber ich kenne auch sehr traditionelle Leute, das sind vor allem ältere Semester. Sie sind in den 60ern mit einem gewissen Wertesystem nach Deutschland gekommen und bis heute so geblieben, während die Türkei immer moderner wird. Meine Generation, die dritte, halte ich für am besten integriert. Bei der Vierten hingegen geht es wieder ein bisschen zurück. Ich vermute, dieser komische Nationalismus hat etwas mit Perspektivlosigkeit und Identitätssuche zu tun.

Geraten Sie in einen Gewissenskonflikt, wenn Deutschland gegen die Türkei kickt?

Yanar: Ich fühlte mich immer bei beiden Kulturen sehr wohl. Nur die deutsche oder die türkische Kultur fand ich auf Dauer zu langweilig, weshalb ich immer rübergestiefelt bin zu meinen griechischen, italienischen oder indischen Kumpels. Ich war immer gerne ein Wanderer zwischen den Kulturen. Dass jetzt über Integration intensiv diskutiert wird, sehe ich ein. Vor 50 Jahren hat es dieses Thema noch nicht gegeben.

Die Türken sind angeblich viel emotionaler als die Deutschen. Sind Sie in dieser Hinsicht türkisch?

Yanar: Ich werde eher immer deutscher. Das merke ich meist dann, wenn ich Urlaub in der Türkei mache. Dann möchte ich zuerst jedem die Hand schütteln, statt auf die Wange zu küssen. Die Türken sagen dann immer, ich sei wie ein Eisblock, der mit der Zeit auftaut. Nach zwei Tagen spüre ich auch bei mir diese südländische Wärme und Nähe.

Ihr neues Programm heißt "All Inclusive!". Worum geht's?

Yanar: Ich erzähle zwei Stunden lang von meinen Reisen in Europa, Asien, Südamerika oder Australien. Ich vergleiche fremde Kulturen, Sprachen und Mentalitäten mit Deutschland. Immer aus der Sicht des Komikers.

Karten für Kaya Yanars Auftritt am Freitag, 25. März, 20 Uhr, in der Trierer Europahalle gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets

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