Trier Der Trierer Bachchor erntet Jubel zum 50. Jubiläum

Trier · Der Trierer Bachchor begeistert mit der Messe in h-Moll seines Namensgebers Johann Sebastian Bach. Auch wenn die 110 Minuten ununterbrochen zunächst lang erscheinen, ist das Konzert doch kurzweilig.

  Chor, Orchester, Solisten und der Dirigent strahlen. Von links: Johanna Winkel, Sophie Harmsen, David Fischer, Raimund Nolte, Martin Bambauer.

Chor, Orchester, Solisten und der Dirigent strahlen. Von links: Johanna Winkel, Sophie Harmsen, David Fischer, Raimund Nolte, Martin Bambauer.

Foto: Dirk Tenbrock

Lange Schlangen vor der Trierer Basilika und ein proppenvolles, riesiges Kirchenschiff zeugen von einem besonderen Ereignis. Der Trierer Bachchor feiert sein 50. Jubiläum mit einer imposanten Aufführung in imposanter Kulisse. Johann Sebastian Bach (1685-1750) stellte in seinem Todesjahr die Messe in h-Moll fertig und sie geriet zum Vermächtnis, zur Quintessenz seines Schaffens, ein monumentales, schwer zu bewältigendes Werk.

Der Bachchor traut sich, und Kirchenmusikdirektor (KMD) Martin Bambauer holt sich exzellente Unterstützung: Der Kammerchor des Luxemburger Konservatoriums, das Barockorchester „L’Arpa Festante“ (mit dem schon seit 17 Jahren zusammen gespielt wird) und vier formidable Solisten stehen am Sonntagabend auf dem Podest der Evangelischen Kirche zum Erlöser (Konstantin-Basilika). Bambauer hält am Dirigentenpult die wohl 150 Akteure zusammen, er tut das mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerkes, großer Gelassenheit bei aller Konzentration und einer spürbaren, warmen Empathie für seine Musiker.

Das Programmheft des Abends ist dankenswerterweise sehr detailliert, unter anderem wird die von Bach gebrauchte Symbolik der Zahlen, Buchstaben und Noten veranschaulicht, zum Beispiel: „Das Thema des Gloria hat 14 Töne, die Buchstaben B-A-C-H ergeben in der Zusammenrechnung ihrer Ordnungszahlen ebenfalls die Summe 14.“

Die Chöre sind vom ersten Moment an präsent, mit deutlich unterscheidbaren Stimmen in voller Harmonie und Kraft. In den Tutti-Passagen hat man keine Mühe, dem sehr dezent aber wirkungsvoll – auf historischen Instrumenten musizierenden – Orchester Paroli zu bieten, ein harmonischer Hochgenuss. Triumphal das „Et resurrexit“ im Credo, das auch noch so deutlich artikuliert ist, dass die Zuschauer jedes Wort verstehen. Erhebend gerät das „Sanctus“ in all seiner komplexen Schönheit.  Concertino (nur der Bachchor) und Tutti (Bachchor und Kammerchor) ergänzen sich trefflich.

Auch die Solisten sind bestens disponiert, sie treten mit den Orchestermusikern in Dialog: Johanna Winkels gepflegter Sopran interagiert perfekt mit der Solo-Violine, Sophie Harmsen (Alt) ganz feinsinnig mit der historischen Oboe d’Amore. Raimund Noltes baritonal gefärbter Bass geht eine beglückende Symbiose mit dem Corno di Caccio (Jagdhorn) ein. Die Klarheit und Kraft seiner Stimme mit mühelosen Höhen ist beeindruckend. Der junge Tenor David Fischer vereint die Frische seiner Jugend mit einer erstaunlich gepflegten Reife.

Zum Ende des – trotz seiner ununterbrochenen 110 Minuten Dauer – kurzweiligen, weil fesselnden Konzertes dann ein herausragend gesungenes „Agnus Dei“ von Sophie Harmsen und ein vollendetes „Dona Nobis Pacem“ der Chöre.

Tiefe Religiosität kennzeichnet Bachs Musik, und „in den Konzerten erreicht die Botschaft unseres Glaubens Menschen, die sonst selten mit ihr in Kontakt kommen“, schreibt Matthias Reitz, der Vorsitzende der evangelischen Kirchengemeinde, in seinem Grußwort. Alle Besucher erheben sich dann auch von ihren Plätzen und spenden langanhaltenden, großen Applaus.

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