Der Verein, der aus dem Widerstand kommt

Angefangen haben sie als "Enfants terribles" der Trierer Kunstszene. Heute gehören die Mitglieder des Vereins Junge Kunst zu zu den wenigen Überlebenden der moselstädtischen künstlerischen Privatinitiativen. Im August feiert ihr Verein 25-jähriges Bestehen.

 Die weite Welt in der Jungen Kunst. Installation der Koreanerin Hyan-Mee Ahn (2009).TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Die weite Welt in der Jungen Kunst. Installation der Koreanerin Hyan-Mee Ahn (2009).TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Das waren noch Zeiten, als Christoph Dahlhausen als Beitrag der Jungen Kunst zu den langverblichenen "Trierer Kunsttagen" in seinem Projekt "Coitus" die Treppenbrüstung des Simeonstifts mit Kunstsperma polierte. "Ein Coitus im offenen Saal, den sieht man nur ganz selten mal", kommentierte anderntags die Berichterstatterin des Trierischen Volksfreundes mit Kurt Tuchholsky das Geschehen.

Oder erst das Seifenblasen Spektakel zum 10. Geburtstag des Kunstvereins ,bei dem das Publikum - als wär's New York - aus Tesafilmbüchsen riesige bunte Seifenblasen in den Galerieraum blies und dazu eine Geige so herrlich schräg aufspielte, dass nur Pedanten oder Philister "richtige" Töne verlangen konnten. Allzeit bereit sprang mittendrin Gründungsvater Siegfried Feid als Mischung aus Feuerwehrmann und Tesafilmritter herum.

25 Jahre wird der Verein, der eigentlich aus dem Widerstand kommt, dieses Jahr. Für Menschen eher ein zartes Alter, für Kunstvereine dagegen, nicht zuletzt wegen des hart umkämpften Marktes und der klammen Kassen, eine Achtung gebietende Lebensdauer. Gekämpft wurde von Anfang an. Zum Marsch durch die Trier er Kunst-Institutionen machten sich Rainer Czech, Werner Müller, Sigi Feid, Bernd Sauerborn und Hartmut Weber auf, als sie 1985 ihre Produzentengalerie Kaleidoskop in der Trierer Karl-Marx-Straße gründeten, aus der 1991 der Förderverein Junge Kunst und vier Jahre später der gleichnamige Kunstverein wurde. "Das war unser Protest gegen die Ausgrenzung", erinnert sich Bernd Sauerborn. Soll heißen: Nachdem ein großer Teil der nicht etablierten jungen Trierer Künstler 1985 bei der Jahresausstellung der Gesellschaft für Bildende Kunst ausjuriert worden war, hatten die "Durchgefallenen" zunächst nach französischen Vorbild einen "Salon des Refusés" (Ausstellung der Zurückgewiesenen) veranstaltet. Im Laufe der Jahre wurde die Junge Kunst zu einem unverzichtbaren Standbein der Trierer Kunstszene. Einfallsreich, mutig, mal hoch gelobt, mal im Kreuzfeuer der Kritik half sie, die "Trierer Kunsttage" und den ebenfalls sanft entschlafenen "Saisonstart Trierer Galerien" einzurichten. Als Mischform aus Produzentengalerie und Kunstforum förderte der Verein noch nicht etab lierte regionale Positionen und öffnete dabei gleichzeitig der Trierer Kunst ein Fenster nach außen.

Das Jahresprogramm wird gemeinschaftlich erstellt, kuratiert wird von den künstlerisch meist aktiven 60 Mitgliedern. Und sowieso: "Wir achten darauf, dass der harte Kern menschlich gut zusammenpasst". Darauf legt auch Britta Deutsch Wert, die mit Stefan Philipps seit 2009 dem Verein vorsteht. "Ich finde es ganz wichtig, dass frische Luft hereinkommt", sagt die Bildhauerin. Und meint damit neben Kontakten in die Großregion und bis nach Dresden und Weimar auch die Zusammenarbeit mit externen Kunstfachleuten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort