Der Wahnsinn beginnt ...

Trier · Das Trierer Theater rüstet sich für den Start der neuen Spielzeit: In Foyer und Garten wird derzeit kräftig geklebt, geschraubt und gehämmert. Denn bis zur Eröffnung am 11. September soll der Eingangsbereich ganz neu gestaltet sein. Hinter dem Haus entsteht ein Park, der zum lebendigen Begegnungsort für Künstler und Publikum werden soll.

 Bert Zonker arbeitet an einer Decke im Theaterfoyer (Bild links), Technikleiter Leo Reuscher (Bild oben rechts) und Statiker Niklas Bernhart bringen Folien in Holzoptik an den Säulen an. Im bisherigen Garten (unten rechts) soll ein Theaterpark entstehen. Fotos (3): teatrier (2), Friedemann Vetter (1)

Bert Zonker arbeitet an einer Decke im Theaterfoyer (Bild links), Technikleiter Leo Reuscher (Bild oben rechts) und Statiker Niklas Bernhart bringen Folien in Holzoptik an den Säulen an. Im bisherigen Garten (unten rechts) soll ein Theaterpark entstehen. Fotos (3): teatrier (2), Friedemann Vetter (1)

Foto: (g_kultur

Trier. "Ver - rücken wir uns" ist das Motto, das der neue Trierer Theaterintendant Karl Sibelius für seine erste Spielzeit ausgegeben hat. Das scheint er ganz im wörtlichen Sinne zu meinen, denn im und rund um den charakteristischen Würfelbau am Augustinerhof wird in den nächsten Wochen einiges verrückt und umgekrempelt. Wenn ab dem 11. September die ersten Premierengäste ins Haus kommen, werden sie so manche optische Überraschung erleben.

Theaterpark und mobiles Büro: Herzstück der angekündigten Umgestaltung soll der neue Theaterpark im Garten hinter dem Gebäude sein. Dort wird ein Kugelzelt aufgebaut - für Diskussionen und Veranstaltungen. "Wer möchte, kann dort mit Künstlern diskutieren, Kulturschaffende aus der Region kennenlernen, sich mit anderen Zuschauern austauschen oder die Vorstellungen entspannt ausklingen lassen", beschreibt Intendant Sibelius seine Vision. Er selbst bezieht im neuen Park ein mobiles Büro, eine Art Wohnwagen, in dem er an den drei Premieren-Wochenenden im September Gäste empfängt - die dort sogar übernachten können. Anmeldungen dafür nimmt der Leiter der neuen Bürgertheater-Sparte 0.1, Marc-Bernhard Gleißner, entgegen (E-Mail: gleissner@teatrier.de ). Geliefert wird das "Mobilehome" am 3. September.
Im Garten soll in Zusammenarbeit mit der Lokalen Agenda 21 und dem Verein Transition Gemüse und Obst gepflanzt werden. Außerdem soll dort "gegrillt und gechillt, getanzt und gesteppt, gejuchzt und gelauscht" werden. "Wir schaffen einen für alle offenen Begegnungsort, nicht nur für die Besucher unserer Aufführungen", schwärmt Sibelius.
Das Konzept haben Arved Schultze und Bernhard Siegl (siehe Extra) entwickelt, um aus dem Gebäude ein "offenes Haus" zu machen.
Foyer: Der Eingangsbereich ist schon eine Baustelle. Der pinkfarbene Streifen, der bisher auf den Glasscheiben im Foyer klebte, ist bereits verschwunden - für freie Sicht nach außen und in das Haus hinein. Einige Säulen sind laut Theater schon mit Holz verschalt, auf dem Boden liegen Holzpfähle. Doch nicht nur optisch ändert sich etwas: Das Theatercafé soll dauerhaft geöffnet sein, nicht wie bisher ausschließlich vor und nach den Vorstellungen. Künftig sollen dort auch die Sänger, Schauspieler, Musiker und Regisseure zwischen den Besuchern ihren Kaffee trinken und speisen.

Konzerte: Viel Theater, aber auch viel Musik bieten die drei Eröffnungswochenenden vom 11. bis 27. September. Jeweils nach den Aufführungen geben Bands aus der Region insgesamt neun Konzerte. Das Angebot reicht von Rock und Jazz bis Mundart. Die Termine: Steff-Becker-Band (11. September), Strings'n' Stories (12. September), Felicity Died Laugh-ing (13. September), Conny Hain und Walter Lorscheider (18. September), Chity Somapala (19. September), Eifeler Mundart von Silvia Nels (20. September), Kurt Oster (25. September), Rapper AkaDemik (26. September) und Ladyann (27. September).

Spezielles Eröffnungsabo: Wer sich alle neun Premieren im September anschauen möchte, der kann beim eigens dafür geschaffenen, aber limitierten Wahnsinn-Abo zugreifen. Das ist ab 24. August nur an der Theaterkasse erhältlich - für 99,99 Euro.

Theater im Netz: Auch im Internet zeigt das Theater Trier ein neues Gesicht. Wer die gewohnte Adresse www.theater-trier.de ansteuert, landet auf der neu gestalteten Homepage teatrier.de. Hier gibt es alle Informationen zur Spielzeit 2015/16 inklusive Spielplan, Fotos und Videos. Ein Blog bündelt sämtliche Aktivitäten des Theaters in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter. Das habe den Bekanntheitsgrad im Netz mächtig gesteigert, teilt Pressesprecher Eric Thielen mit. Laut Klout-Wert - ein Algorithmus, mit dem sich der Einfluss einer Person im Netz messen lässt -, habe Trier andere Spielstätten wie das Hamburger Thalia-Theater oder das Gorki-Theater in Berlin überholt, sagt Thielen.Extra

Der Wahnsinn beginnt ...
Foto: (g_kultur
Der Wahnsinn beginnt ...
Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Arved Schultze und Bernhard Siegl haben das Konzept für den neuen Trierer Theaterpark entworfen. Schultze (im Bild links, Foto: teatrier) hat Theaterwissenschaft, Musikwissenschaft und Erziehungswissenschaften in Berlin und Rom studiert. Anschließend war der gebürtige Hamburger an verschiedenen Theatern und für Festivals im deutschsprachigen Raum und in Südamerika tätig. Von 2006 bis 2009 arbeitete er als Dramaturg am Theater Freiburg. Mit dem Raumlabor Berlin entwickelte er 2006 für Freiburg das Projekt "Der Orbit", das Theater und Stadtbewohner miteinander vernetzen sollte. Der Orbit war ein mobiler Raum, in dem Bewohner an verschiedenen Orten der Stadt Kontakt mit den Theaterschaffenden aufnehmen, Fragen stellen und Visionen austauschen konnten. Der gebürtige Augsburger Bernhard Siegl studierte Bühnen- und Kostümbild sowie Theatermalerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seit 2000 lebt er in Berlin und arbeitet als freier Bühnen- und Kostümbildner unter anderem für das Deutsche Theater Berlin, die Münchner Kammerspiele, das Schauspielhaus Bochum, das Burgtheater Wien, das Staatsschauspiel Dresden, das Maxim Gorki Theater, das Theater Erlangen und an den Wuppertaler Bühnen. red

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